Millionen Menschen in Mittel- und Nordamerika können bald ein ganz besonderes astronomisches Ereignis bewundern: eine totale Sonnenfinsternis. Partys sind geplant, Hotels ausgebucht, viele Kinder haben schulfrei.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Die Vorfreude ist vielerorts riesengroß: Am Montag (8. April) können Millionen Menschen in Mittel- und Nordamerika – von Mexiko bis Kanada – eine totale Sonnenfinsternis am Himmel bewundern - zumindest bei gutem Wetter. Von Europa aus kann das astronomische Spektakel nicht beobachtet werden. Lediglich am westlichen Rand des Kontinents – in Teilen Portugals, Spaniens, Irlands und Großbritanniens sowie in Island – ist eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen. Ein Überblick:

 

Was ist eine totale Sonnenfinsternis?

Die Nasa nennt es auch ein „kosmisches Meisterwerk“. „Sonnenfinsternisse haben eine ganz besondere Kraft.“ Foto: AP/Natacha Pisarenko/dpa

„Eine totale Sonnenfinsternis kommt vor, wenn der Mond zwischen der Sonne und der Erde durchzieht und dabei die Sonne komplett verdeckt“, heißt es von der US-Raumfahrtbehörde Nasa. „Der Himmel verdunkelt sich, als wäre es Morgengrauen oder Abenddämmerung.“

Die Nasa nennt es auch ein „kosmisches Meisterwerk“. „Sonnenfinsternisse haben eine ganz besondere Kraft“, sagte Nasa-Chef Bill Nelson bei einer Pressekonferenz. „Sie bewegen die Menschen und lassen sie einen tiefen Respekt für das Universum erfahren.“

So entsteht eine Sonnenfinsternis. Foto: dpa-infografik

Wie häufig ist eine solche Sonnenfinsternis?

Insgesamt sind solche Ereignisse gar nicht so selten. Etwa zwei bis fünf Sonnenfinsternisse gibt es weltweit jedes Jahr. Darunter fallen allerdings auch partielle Sonnenfinsternisse.

Dass die Sonne komplett verdeckt wird, kommt nur etwa alle ein bis zwei Jahre vor. Dies ist dann auch immer nur von einem kleinen Stück der Erde aus sichtbar. Im Durchschnitt kann man von einem bestimmten Ort der Erde aus nur etwa alle 375 Jahre eine totale Sonnenfinsternis erleben.

Totale Sonnenfinsternis: Nach einem Gemälde von Wilhelm Kranz (1853-1930).  Foto: Imago/Imagebroker

Wie sieht das für Mittel- und Nordamerika aus? Und wie für Deutschland?

Die letzte totale Sonnenfinsternis war von den USA aus 2017 zu sehen, von Mexiko aus 1991 und von Kanada aus 1979. Die nächste – nach der am 8. April – für die USA und Kanada ist erst wieder für 2044 angekündigt, für Mexiko für 2052. In Deutschland war zuletzt im August 1999 eine totale Sonnenfinsternis zu sehen, die nächste findet im September 2081 statt.

Von wo aus genau ist die totale Sonnenfinsternis am 8. April zu beobachten?

Beginnend über dem Pazifik zieht sich der Kernschatten über den Norden Mexikos, überquert die USA über 13 Bundesstaaten von Texas schräg nordöstlich bis nach Maine und streift schließlich den Südosten Kanadas. Das Spektakel findet überwiegend am Nachmittag (Ortszeit) statt. In der Zone liegen Großstädte wie Dallas, Indianapolis, Buffalo und Montreal, insgesamt leben dort mehr als 30 Millionen Menschen.

Wie sehen die Vorbereitungen aus?

Seit Monaten planen Institutionen wie die Nasa und Astronomie-Fans in Mittel- und Nordamerika für den Tag der Sonnenfinsternis. An vielen Orten sind Partys zum gemeinsamen Beobachten geplant, bei denen auch kostenlos spezielle Brillen zum Schutz der Augen verteilt werden sollen.

Bewohner von Jakarta in Indonesien sehen sich am 20. April 2023 mit speziellen Brillen die partielle Sonnenfinsternis an. Foto: Imago/NurPhoto

Zahlreiche Schulen in Bezirken, von denen aus die totale Sonnenfinsternis beobachtet werden kann, haben angekündigt, an diesem Tag zu schließen. Zudem haben Millionen Menschen, die anderswo leben, Reisen gebucht. Hotels und Ferienwohnungen in den Gegenden mit totaler Sonnenfinsternis sind vielerorts ausgebucht. Die Behörden warnen vor sehr hohem Verkehrsaufkommen.

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador hat sogar sein tägliches Treffen mit dem Sicherheitskabinett ums sechs Uhr morgens und seine übliche Pressekonferenz in die nordwestliche Küstenstadt Mazatlán im Bundesstaat Sinaloa verlegt, um sich danach eine spezielle Brille aufzusetzen und das Phänomen zu beobachten. „Das ist etwas, was man nicht jeden Tag sieht. Und es ist wichtig für alle“, betonte López Obrador. Als Kind habe er fasziniert einen Kometen beobachtet. Das vergesse man nie.

Schauen auch Astronomen in den Himmel?

Auch viele Wissenschaftler sind vorbereitet. Das Ereignis sei eine „wunderbare Chance für wissenschaftliche Forschung“, erklärte Nasa-Chef Nelson. Die US-Raumfahrtbehörde beobachtet, nimmt auf und misst die Sonnenfinsternis unter anderem mit Flugzeugen, Ballons und Observatorien auf der Erde. Sogar die Raumfahrer auf der Internationalen Raumstation ISS können das Spektakel laut Nasa beobachten.

Kalender zu Sonnenfinsternissen

  • 22. Juli 2009: Die längste totale Sonnenfinsternis fand am 22. Juli 2009 statt und wies eine sogenannte maximale Totalitätsdauer von 6 Minuten und 39 Sekunden auf.
  • 21. August 2017: Die letzte totale Verfinsterung der Sonne, auf die man vom westlichen Europa einen guten Blick hatte, ereignete sich am 21. August 2017.
  • 4. Dezember 2021: Die letzte totale Sonnenfinsternis ereignete sich am 4. Dezember 2021 und war in der Antarktis, im südlichen Afrika und im Südatlantik am besten sichtbar.
Die totale Sonnenfinsternis war am 4. Dezember 2021 in der Antarktis bestens zu sehen. Foto: Imago/Xinhua
  • 8. April 2024 : Die nächste totale Sonnenfinsternis wird am 8. April 2024 am Himmel – mit besten Aussichten über Nordamerika, Mittelamerika und dem nordwestlichsten Europa – zu sehen sein.
  • März 2025: Die letzte partielle Sonnenfinsternis war in Mitteleuropa im Juni 2021 zu sehen, die nächste wird es hier erst Ende März 2025 geben. Je nach Standort werde der Mond zwischen rund 20 und mehr als 30 Prozent des Sterns im Zentrum unseres Sonnensystems verdecken.
  • 21. Jahrhundert: Im gesamten 21. Jahrhundert wird es insgesamt 224 Sonnenfinsternisse geben – davon 68 totale, 77 partielle, 72 ringförmige und 7 hybride.

Sämtliche Daten zu den Sonnenfinsternissen in diesem Jahrhundert finden Sie hier auf der Webseite der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

Das geschieht bei einer Sonnenfinsternis

Eine Sonnenfinsternis ist ein seltenes Ereignis, weil dafür mehrere Faktoren zusammenkommen müssen. Nach Angaben der Sternfreunde kann sie nur bei Neumond eintreten und wenn der Mond genau zwischen Erde und Sonne steht. Demnach zieht der Mond durch die Neigung seiner Bahn meist ober- oder unterhalb der Sonne vorbei. Maximal zwei bis vier Sonnenfinsternisse gibt es jährlich irgendwo auf der Erde.

Illustration einer partiellen Sonnen-Eklipse. Foto: Imago/Pathermedia

Bei einer Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond zwischen Sonne und Erde. Der Mond kreist um die Erde, die Erde wiederum um die Sonne. Ab und zu kommt es darum vor, dass alle drei Himmelskörper im Weltall in einer Linie stehen.

Steckt der Mond zwischen Sonne und Erde, verdeckt er uns für einen kurzen Moment den Blick zur Sonne. Die Sonne wirkt finster. Bei manchen Sonnenfinsternissen scheint die Sonne komplett verschwunden. Nur ein heller Ring strahlt noch um den dunklen Kreis herum.

Augen gut schützen

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) warnt davor, das Ereignis ungeschützt zu beobachten – egal, ob mit bloßem Auge, durch Ferngläser, Kameras oder Teleskope. Die zum Beobachten mit bloßem Auge genutzten Sonnenfinsternisbrillen sollen laut Bundesamt nach EU-Normen als sicher gelten, dürfen keine Kratzer oder Löcher haben und sollen möglichst nah am Gesicht anliegen.

Ein direkter und ungeschützter Blick könne in kürzester Zeit die Netzhaut schädigen. Durch die Brillen sollten höchstens 0,001 Prozent des Sonnenlichts durchkommen. Herkömmliche Sonnen- oder Schweißerbrillen, aber auch andere mögliche Behelfsmittel seien nicht geeignet. Für optische Geräte gebe es im Fachhandel spezielle Filteraufsätze oder Folien.