Die Polizei führt an vielen Stellen Geschwindigkeitskontrollen durch. Die Blitzer werden vor allem an Unfallschwerpunkten stehen. Warum die Aktion als notwendig gilt.

Autofahrer aufgepasst: Das für den Landkreis Esslingen zuständige Polizeipräsidium Reutlingen beteiligt sich an der europaweiten Geschwindigkeitskontrollwoche, dem sogenannten Speedmarathon. Dieser Freitag ist der Haupttag der Aktion, die hierzulande auch als „Blitzermarathon“ bekannt ist. „Zwischen 0 und 24 Uhr werden wir unsere Überwachungsaktivitäten nochmals intensivieren und den Kontrolldruck erhöhen“, kündigt der Sprecher des Polizeipräsidiums, Christian Wörner, an. „Für die Kontrollen nutzen wir alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten.“ Dazu gehörten neben Videostreifen auch Laserhandmessgeräte, Durchfahrtskontrollgeräte und Blitzeranhänger. Darüber hinaus würden sich auch Mitarbeiter des Landkreises und der Kommunen mit ihren Messgeräten an den Kontrollen beteiligen.

 

„Fuß vom Gas“ wird es an zahlreichen Stellen im Kreis Esslingen heißen. Doch anders als etwa in Bayern, wo die Staatsregierung alle Standorte vorab veröffentlicht, gibt es eine solche Auflistung für Baden-Württemberg laut dem Innenministerium nicht. „Dies kann an Unfallschwerpunkten, besonderen Gefahrenstellen wie Schulen oder Kindergärten oder auch an bekannten Raserstrecken innerorts wie auch außerorts sein“, teilt Wörner auf Nachfrage mit.

Gefahrenbewusstsein schärfen

Beim „Speedmarathon“ im vergangenen Jahr hatte das Polizeipräsidium in den vier Landkreisen Esslingen, Reutlingen, Tübingen und Zollernalbkreis eigens für diesen einen Tag insgesamt rund 80 Beamtinnen und Beamte an 46 Kontrollstellen eingesetzt. Alle beteiligten Behörden haben zusammen 25 800 Fahrzeuge angemessen, 546 Raser wurden dabei festgestellt. „Und das, obwohl die verstärkten Kontrollen durch die Medien durchaus bekannt waren“, betont Wörner. Die Aktion soll laut dem Polizeisprecher „das Gefahrenbewusstsein für die Hauptunfallursache bei tödlichen Verkehrsunfällen schärfen und durch eine Verhaltensänderung zu einer nachhaltigen Geschwindigkeitsreduzierung führen, um Unfälle zu verhindern“.

Die langfristige Wirkung ist jedoch umstritten. So zeigte etwa eine Studie der Universität Passau aus dem vergangenen Jahr, dass der Effekt eines „Blitzermarathons“ bei notorischen Rasern schnell wieder verpufft. Noch sinnvoller wäre nach Einschätzung der Gewerkschaft der Polizei daher, doppelte Messungen durchzuführen. Denn viele Autofahrer würden gleich nach einem Blitzer schon wieder beschleunigen. Eine überraschende zweite Messung einige hundert Meter weiter könnte notorische Schnellfahrer abschrecken. Bei zwei Verstößen an einem Tag müssten sie nämlich mit einer deutlich höheren Strafe rechnen.

Eine der häufigsten Unfallursachen

Die Verkehrssünderquote im Zuständigkeitsbereich des Reutlinger Polizeipräsidiums sei 2022 mit 2,1 Prozent zwar vergleichsweise niedrig gewesen. „Aber die Erfahrung zeigt, wie notwendig diese Geschwindigkeitskontrollen sind“, sagt Wörner mit Verweis auf die Statistik. Demnach ist eine überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit im vergangenen Jahr eine der häufigsten Unfallursachen gewesen. Etwa jeder fünfte Verkehrsunfall mit Toten oder Schwerverletzten ist auf Raserei zurückzuführen. Außerdem verzeichneten die Reutlinger Beamtinnen und Beamten bei ihren über das gesamte Jahr hinweg durchgeführten Tempokontrollen rund 87 400 Verstöße.