Dass Bundesinnenminister Seehofer bei der Islamkonferenz unter anderem Blutwurst auftischen ließ, provoziert in den sozialen Netzwerken zahlreiche Kommentare. Jetzt hat sich das Ministerium selbst per Twitter bedauernd geäußert.

Berlin - Die deutsche Blutwurst ist ein Kulturgut. Wer sucht, findet zahllose Rezepte dieser Spezialität – und jetzt bestimmt sie auch noch die politische Tagesordnung. „Was wir brauchen, ist eine Debatte, wie man fundamentalistische Strukturen möglichst effizient zurückdrängt. Was wir bekommen, ist eine Debatte, ob man in Anwesenheit von Muslimen #Blutwurst essen darf“, twitterte die Berliner Frauenrechtlerin Seyran Ates, die an der 4. Deutschen Islamkonferenz vergangenen Donnerstag teilnahm. Ein anderer Twitterer schrieb: „Große Aufregung über Speck und Blutwurst bei der #Islamkonferenz – wäre schön, wenn sich die Islam-Verbände mal ähnlich über Ehrenmorde, Unterdrückung von Frauen, Todesdrohungen gegen Apostaten, islamischen Antisemitismus etc aufregen würden.“

 

Ministerium verteidigt „ausgewogenes Angebot“

Unter den Hashtags #Blutwurst und #Blutwurstgate wird seit Tagen das Buffet der Islamkonferenz diskutiert. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte als Gastgeber den Teilnehmern ein Buffet mit teils rustikalen Spezialitäten präsentiert. Die Aufregung darüber in den sozialen Netzwerken war so groß, dass das Ministerium sich jetzt zu einer Stellungnahme gezwungen sah. Die Speiseauswahl sei mit Blick auf die religiös-plurale Zusammensetzung der Teilnehmer erfolgt, erklärte das BMI auf Twitter. „Dabei wurde auf ein ausgewogenes Angebot, bestehend aus insgesamt 13 verschiedenen Speisen (sowohl halal und vegetarisch, als auch Speisen mit Fleisch und Fisch), und Getränken geachtet.“ Sollten sich jemand dennoch in seinen religiösen Gefühlen gekränkt fühlen, bedauere man dies.

„Lese nur noch Blutwurst, Blutwurst“

Ein Kommentator vermutete amüsiert, ein Ministerium-Mitarbeiter habe aufopferungsvoll schnell alle Blutwürste aufgegessen. Die nordrhein-westfälische Integrations-Staatssekretärin Serap Güler (CDU) reagierte eher genervt: „Lese nur noch Blutwurst, Blutwurst“, schrieb sie auf Twitter. Aber schließlich sei niemand gezwungen worden, sie zu essen: „Wie wäre es denn mit Nachsicht statt Hetze?“ Mancher erinnert sich an die erste Islamkonferenz 2006. Da wollten einige der muslimischen Geladenen gar nichts vom Buffet genießen – es war gerade der Fastenmonat Ramadan.