Zu klein, zu marode, zu alt: das Gebäude des Böblinger Amtsgerichts hat seine besten Zeiten hinter sich. Doch das soll sich jetzt ändern.

Böblingen - Das Böblinger Amtsgericht ist ziemlich in die Jahre gekommen. Außerdem beherbergt es nicht mehr sämtliche Abteilungen und verfügt notgedrungen über Dependancen. Das soll sich schon bald ändern. Das Gebäude in der Steinbeisstraße soll einen Anbau erhalten. Zudem ist geplant, die bestehenden Räume sowie das Foyer zu sanieren. Das Land hat dafür jetzt 8,8 Millionen Euro bereit gestellt. Die Richter haben lange auf diesen Moment gewartet.

 

Kurz vor Weihnachten hat der Landtag seinen Haushalt für das nächste und übernächste Jahr verabschiedet. Er sieht darin die wohl höchste Summe für ein Gerichtsgebäude im ganzen Land vor. Das Böblinger Amtsgericht ist schon länger nicht mehr ganz zeitgemäß und inzwischen auch so marode, dass es durch das Dach regnet und Türen nicht mehr dicht schließen. „Außerdem muss man als Richter am Angeklagten vorbeigehen, um in den Gerichtssaal zu kommen. Das baut nicht gerade Respekt bei den Beteiligten auf“, sagt der stellvertretende Amtgerichtsdirektor Werner Grolig unverblümt über die emotionale Seite der Rechtsprechung in dem veralteten Gebäude.

Das Grundbuchamt musste ausgelagert werden

„Das Amtsgericht wurde im Jahr 1960 gebaut“, weiß Grolig. Ende der 1990er Jahre, Anfang des Jahres 2000 sei ein Aufzug „relativ aufwendig installiert worden“. Die Baurechtsvorschriften und die platzmäßigen Begebenheiten hätten dies eigentlich kaum erlaubt. Das war wohl die Zeit, als sich die Führungsspitze im Amtsgericht mit einigen Richtern bereits Gedanken über bauliche Alternativen gemacht haben. Seit Jahren gibt es bereits Pläne, nur schlummerten sie bisher in der Schublade.

Dabei bekamen die Richter immer mehr Arbeit. Das Familiengericht ist deshalb in ein in der Nähe liegendes Gebäude untergebracht, gleichsam Tür an Tür mit der Industrie- und Handelskammer Böblingen. Das Grundbuchamt, das im Zuge der Grundbuchreform vergrößert wurde, musste ausgelagert werden, weil kein Platz mehr dafür war. Im Gewerbegebiet Hulb wurden dafür Räume gemietet. Und seit Anfang des Jahres ist die Betreuungsabteilung auf das Flugfeld gezogen, in der juristische Fälle etwa von psychisch kranken Menschen bearbeitet werden. „Wegen kürzerer Wege wäre es natürlich besser, wenn wir alles wieder unter einem Dach hätten“, sagt Grolig.

Die 19 Richter haben jährlich mehr als tausend Verfahren zu bearbeiten

Der Landtag habe nun die Dringlichkeit des Bauvorhabens endlich eingesehen. „Natürlich gab es schlechtere Zeiten, als wirklich kaum Geld da war“, sagt Grolig. Aber bei der Zahl der Gerichtsverfahren sei es einfach notwendig, den öffentlichen von dem nichtöffentlichen Bereich zu trennen.

Die 19 Richter am Böblinger Amtsgericht haben jährlich mehr als tausend Verfahren zu bearbeiten. „Im Zivilbereich waren es auch schon mehr“, sagt Grolig. Das liege aus seiner Sicht an den wirtschaftlichen Verhältnissen. Diese seien derzeit so gut wie schon lange nicht mehr. Wenn es den Leuten aber wieder schlechter gehe, steige auch wieder die Zahl der Verfahren.

Sanierung des alten Gebäudes wird schwierig

Konkretes über den geplanten Anbau kann und will Grolig noch nicht sagen. Die Pläne werden wohl noch überarbeitet. Der Anbau soll aber in jedem Fall hinter dem bestehenden Gebäude errichtet werden, wo sich derzeit noch eine Vielzahl von Parkplätzen befindet. Angedacht sei auch, neue Sitzungssäle zu bauen.Die Pläne seien ohnehin mit dem Landesamt für Vermögen und Bau in Ludwigsburg abzustimmen, sagt Grolig.

Schwierig wird die Zeit der Sanierung des alten Gebäudes. „Dann müssen wir wohl umziehen“, glaubt Grolig. Im Gewerbegebiet Hulb könnten weitere Räume gemietet werden. Die Sitzungssäle könnten dann provisorisch in Containern untergebracht werden.