Solange die Krise in Griechenland nicht gelöst ist, geht die Zitterpartie weiter, kommentiert die StZ-Finanzkorrespondentin Barbara Schäder.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt – Eine alte Börsenweisheit lautet: „Sell in May and go away“ – also: „Verkaufe im Mai und geh weg.“ Ein Blick auf den Deutschen Aktienindex (Dax) scheint diese Regel zu bestätigen: Im vergangenen Monat sank das Börsenbarometer um 0,2 Prozent, in der letzten Handelswoche ging es sogar um 3,4 Prozent bergab. Hauptgrund dafür ist die wachsende Sorge, dass Griechenland doch noch aus der Währungsunion fliegen könnte. Ohne Einigung mit den Europartnern droht der Regierung in Athen schon bald das Geld auszugehen: Am Donnerstag muss sie 300 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen, der zusammen mit der Eurogruppe die Hilfskredite für Griechenland finanziert. Insgesamt muss sie im Juni rund 1,6 Milliarden Euro an den IWF zurückerstatten.

 

Ob Athen dazu noch in der Lage ist, wird von vielen Beobachtern bezweifelt. Nach Einschätzung der Commerzbank ist ein baldiges Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone dennoch unwahrscheinlich. Selbst wenn Athen seine Schulden beim IWF nicht tilge, würde nach dessen Statuten erst einen Monat später offiziell ein Zahlungsausfall festgestellt, schreibt der Analyst Christoph Weil. Griechenland hätte damit noch einige Wochen Zeit, sich um einen Kompromiss mit seinen Geldgebern zu bemühen. „Die Hängepartie geht weiter“, fasst Weil zusammen. Das Schuldendrama dürfte auch im Mittelpunkt der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch stehen, denn bei einem offiziellen Zahlungsausfall Griechenlands müsste die EZB darüber entscheiden, ob die griechische Notenbank die Geldhäuser des Landes weiterhin mit Kredit versorgen darf. EZB-Vizepräsident Vítor Constancio machte vergangene Woche zwar deutlich, dass die Zentralbank den hellenischen Banken den Geldhahn nicht komplett zudrehen will, aber eine Einschränkung der Notenbankkredite wäre durchaus möglich.

Einziger Hoffnungsschimmer für die Anleger bleiben somit die USA, dort mehren sich nach einem schwachen Winterquartal die Anzeichen für eine Wiederbelebung des Wirtschaftswachstums. Der am Freitag fällige US-Arbeitsmarktbericht für Mai wird zeigen, ob es weiter bergauf geht.