Brachfläche in Rohr Historischer Eiswagen soll in die Ortsmitte kommen
Seit Langem liegt ein zentrales Grundstück in Stuttgart-Rohr brach. Warum ist es so schwer, dieses sinnvoll zu nutzen und den Ort zu beleben?
Seit Langem liegt ein zentrales Grundstück in Stuttgart-Rohr brach. Warum ist es so schwer, dieses sinnvoll zu nutzen und den Ort zu beleben?
Für viele Menschen in Rohr ist es ein Schandfleck: Seit Jahren liegt das Grundstück an der Ecke Schönbuch-/Rathausstraße im Herzen von Rohr brach. Früher standen dort Flachbauten, in denen sich Geschäfte befanden. Doch diese waren baufällig und sind inzwischen abgerissen. Die Stadt hat die Fläche im vergangenen Winter eingeschottert und einen Bauzaun rundrum aufgestellt. Der Vaihinger Bezirksbeirat fordert vehement eine Zwischennutzung. Die Lokalpolitiker haben der Verwaltung bereits etliche Vorschläge unterbreitet. Sie wünschen sich, dass die Fläche begrünt und belebt wird – zum Beispiel mit einem Urban-Gardening-Projekt und einem Eiswagen.
Doch so leicht ist das alles nicht. Ruth Clemens-Martin vom Stadtplanungsamt berichtete in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats über all die Dinge, die bei einer Zwischennutzung zu beachten sind. So schließe man eine Spielfläche für Kinder wegen der unmittelbaren Nähe zum stark befahrbaren Kreisverkehr aus. Eine gastronomische Nutzung mit Alkoholverkauf sei wegen möglichen Lärmstörungen nicht möglich. Urban Gardening sei denkbar, dafür brauche es aber mindestens drei Paten, die die Verantwortung und die Haftung für das Projekt übernehmen. Auch kleinere Veranstaltungen seien möglich, die dafür erforderliche Infrastruktur müsse vom Nutzer aber selbst organisiert werden. Wenn auf der Fläche ein Food-Truck stehen solle, also zum Beispiel ein historischer Eiswagen, so müsse das vom Baurechtsamt genehmigt und mit dem Ordnungsamt abgesprochen werden.
Bereits im Sommer hatte der Betreiber eines historischen Eiswagens gegenüber dem Liegenschaftsamt erklärt, die Fläche mieten zu wollen. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung erarbeitete er ein Nutzungskonzept. Die Ämter gaben dabei vor, dass es neben dem Eiswagen auch Sitzmöglichkeiten und Pflanzkübel geben müsse. „Der Mietvertrag wird derzeit verhandelt“, heißt es in einem Schreiben des Stadtplanungsamt an den Bezirksbeirat vom 28. August. Im vergangenen Sommer wurde aus dem Projekt dann bekanntlich nichts mehr.
Die Bezirksbeiräte sind verärgert über so viel Bürokratie. Das bremse gute Ideen aus, sagt Thilo Fink (CDU) in der jüngsten Sitzung. Auch Gerhard Wick (Die Fraktion) konnte nicht verstehen, warum die Umsetzung einer so einfachen und dringend erforderlichen Sache so schwierig sei. Christian Spindler (Puls) sprach von einem Leidensweg. Für 2024 wünschten sich der Bezirksbeirat und die Bürger auf der Fläche mehr Grün und Eis. Bauzäune seien ein schlechtes Signal an die Rohrer Bevölkerung.
Langfristig möchte die SWSG auf der Fläche einen Neubau errichten, mit Wohnungen in den Obergeschossen und Gemeinschaftsnutzungen wie zum Beispiel eine Pflege-WG, eine Außenstelle der Musikschule oder Läden im Erdgeschoss. Der Gebäudekomplex soll sich verträglich in das historische Umfeld einfügen und eine neue Ortsmitte schaffen.