Viele Menschen pendeln täglich nach Tübingen - Staus sind eine Folge. Der grüne Oberbürgermeister Boris Palmer hält eine Stadtbahn für die Lösung des Verkehrsproblems. Ob sie kommt, sollen die Tübinger entscheiden.

Tübinger - Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) will die Bürger über eine Straßenbahn für die Universitätsstadt entscheiden lassen. Es wäre der erste Bürgerentscheid in Tübingen über ein Projekt dieser Größenordnung, wie Palmer am Mittwoch sagte. Ersten Berechnungen zufolge soll die Innenstadtstrecke vom Bahnhof über die Neckarbrücke, vorbei an der Universität, hinauf zu den Kliniken auf dem Berg rund 100 Millionen Euro kosten. Der Bürgerentscheid soll im Jahr 2020 stattfinden.

 

Bis dahin sollen die Tübinger die Möglichkeit haben, bei Informationsveranstaltungen Details zu erfahren und in Workshops über Alternativen zur Lösung des Verkehrsproblems zu diskutieren. Aufgrund der vielen Pendler, die in Tübingen arbeiten, bilden sich täglich Staus im Berufsverkehr. Bislang hat Tübingen keine Straßenbahn.

Das Projekt wäre ein Teil der größer angelegten Regionalstadtbahn. Das sind elektrifizierte Bahnstrecken in Richtung Reutlingen, Albstadt, Rottenburg und Herrenberg, die in den nächsten Jahren realisiert werden. In dieses Netz würde die Tübinger Innenstadtstrecke integriert.

Palmer sprach sich für den Bau der Strecke aus

Palmer sprach sich für den Bau der rund vier Kilometer langen Innenstadtstrecke aus. „Zur Lösung des Verkehrsproblems braucht es elektrifizierte Stadtbahnstrecken“, sagte er. Durch die Verbindung mit der Regionalbahn könnten rund 70 Prozent der Einpendler aus der Region in der Nähe ihres Wohnortes in diese Bahn einsteigen und ohne Umstieg an ihren Arbeitsplatz in Tübingen fahren, so Palmer.

Tübingen bietet bereits kostenloses Busfahren an Samstagen an und hat sich dem Bund als Modellkommune für kostenlosen Nahverkehr angeboten. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen pro Kopf in Tübingen bis 2022 um 25 Prozent gegenüber dem Wert von 2014 zu reduzieren.

20 Millionen Euro Belastung für die Stadt

Baubürgermeister Cord Soehlke (parteilos) legt Wert auf die Prüfung anderer Möglichkeiten. „Ich erlebe kaum in einem Bereich so viel Wandel wie im Verkehrsbereich“, sagte er. Er stelle sich die Frage, ob eine linear verkehrende Bahn in den nächsten Jahrzehnten noch zeitgemäß sei. Modulare und vernetzte Möglichkeiten, mit E-Bussen oder Teilautos schneller ans Ziel zu kommen, seien bereits in der Entwicklung.

Finanziell rechnet die Stadt Tübingen damit, dass je nach Förderung gut 20 Millionen Euro von der Stadt selber bezahlt werden müssen. Ob es dabei bleibt, ist allerdings fraglich. Auch dieses Projekt werde teurer, so lange Bauen Jahr für Jahr teurer wird, sagte Palmer.