„Hoffentlich ist der Witz jetzt langsam mal durch“: Ein schlechter Scherz mit dem Markenlogo der Firma Miles zieht Kreise – auch in Stuttgart. Die Anbieter sind etwas ratlos – und hoffen auf eine Einsicht. Denn: Es ist ein teurer Spaß.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Der Carsharing-Anbieter ist vor einem Jahr kaum in Stuttgart angekommen gewesen, da hatten schon die ersten Scherzkekse ein neues Betätigungsfeld entdeckt: Aus dem Markennamen „MILES“ in Großbuchstaben machten sie die Abkürzung „MILFS“, durch Wegkratzen des unteren Striches am E. „Milf“ steht für „Mother I would likt to f***“, also für Frauen mittleren Alters, die in den einschlägigen Sexfilmen von jüngeren Männern begehrt werden. Frauenfeindlich und schmuddelig könnte man die Veränderung des Schriftzuges also auch nennen, auch wenn es als Scherz gedacht ist.

 

Es kann zu teuren Schäden am Lack der Fahrzeuge kommen

Aber nicht nur wegen des Frauen abwertenden Untertons findet man die Kratzerei beim Carsharing-Anbieter nicht lustig. Das Kratzen bedeutet nicht nur, dass der eigentliche Markenname nicht mehr zu sehen ist, was die Firma natürlich stört. Sondern auch, dass dabei Lackschäden entstehen können. Diese sind nicht nur teuer in der Reparatur, sondern mindern nach der Laufzeit bei Miles auch den Wiederverkaufswert. „Wir können gar nicht mehr alles gleich ausbessern lassen, aufgrund der schieren Anzahl der Fälle“, sagt die Unternehmenssprecherin Nora Goette. Wenn ein Wagen wegen Reparaturen oder einer Wartung ohnehin in die Werkstatt müsse, dann werde das Folieren auch neu gemacht – sprich die Folie mit der Miles-Schrift aufgeklebt. Insgesamt umfasse die Flotte von Miles 21 000 Autos, knapp 1000 stehen im Stuttgarter Raum. „Wir hoffen nur, dass der Witz jetzt irgendwann mal durch ist“, sagt Götte.

Der schlechte Scherz sei nicht neu. Miles ist seit gut drei Jahren auf dem Markt, in Stuttgart seit einem Jahr. „Anfangs kam es nur vereinzelt vor, jetzt ist es eine große Welle“, sagt Goette. Sie hoffe, dass die Aufmerksamkeit, die das in den Sozialen Netzwerken und in den Medien erfahre, nicht dafür sorge, dass es noch mehr Nachahmerinnen und Nachahmer geben werde. „Ich hoffe, die Leute sehen, dass wir sensibel sind und die Sachbeschädigungen auch anzeigen.“ Allerdings informiere das Unternehmen die Polizei nur dann, wenn jemand auf frischer Tat ertappt werde. In Stuttgart ist laut der Pressestelle der Polizei kein Fall bekannt, in dem Miles Anzeige erstattet habe. „Aber wir können das Unternehmen nur ermuntern, das auch zu tun“, sagt die Polizeisprecherin Kara Starke.


Die Kosten für Reparaturen schlagen sich am Ende im Mietpreis nieder

Eine Botschaft, die das Unternehmen auch loswerden will, ist die Preisfrage: „Die Reparaturen kosten Geld. Je mehr Fälle es sind, desto teurer wird es. Am Ende müssen wir das dann in den Endkundenpreis einspeisen“, sagt die Sprecherin des Carsharing-Anbieters. Fallzahlen habe sie keine, aber in Stuttgart sei es fast schon „flächendeckend“ – was mit Beobachtungen von Spöttern korrespondiert, die auf Social-Media-Plattformen inzwischen melden, wenn sie einen Wagen mit dem Originalschriftzug gesehen haben.

Rückmeldungen von Nutzerinnen und Nutzern kommen auch – in unterschiedlicher Qualität. Da seien Vorschläge, man solle den Firmennamen doch in anderen Buchstaben aufbringen – zum Beispiel mit Kleinbuchstaben, oder die Vokale weglassen, dann wäre die Verhunzung nicht mehr möglich. Das sei gut gemeint, aber natürlich könne man „nicht mal eben so“ mehrere Tausend Fahrzeuge neu beschriften, zumal der Schriftzug auch ein Markenlogo ist.

Neben den gut gemeinten Ratschlägen kommen dann auch welche – wenig überraschend von Männern – die in der Miles-Zentrale nur ein Kopfschütteln bewirken: „Porno ist mainstream – in welchem Jahrhundert leben wir?“ habe jemand geschrieben. Unterton: Halb so wild – seid nicht so prüde.