Nach vier Stunden Großeinsatz von bis zu 150 Rettungskräften am Abend die Entwarnung: Die leckende Chlorgasflasche im Ludwigsburger Campusbad ist geborgen, die Sperrung wird aufgehoben.

Ludwigsburg - Einen Rettungseinsatz dieser Größenordnung hat Ludwigsburg lange nicht erlebt: Im Campusbad, das zum großen Schulzentrum gehört, ist aus einer 65 Kilogramm schweren Stahlflasche Chlorgas ausgetreten. Bis zu 150 Rettungskräfte sind am Dienstagnachmittag innerhalb kurzer Zeit da, allein die Feuerwehr ist mit 18 Fahrzeugen und 100 Mann im Einsatz. Die Polizei sperrt das Stadtviertel rund 300 Meter um das dank der Schulferien leere Campusbad ab. Die Häuser von 60 Anwohnern werden evakuiert. Bis in den Abend hinein werden die Anwohner aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten.

 

Die hohe Aufwand steht nur scheinbar in einem Missverhältnis zur kleinen Ursache. „Der Spezialbehälter zum Abtransport kann aufgrund seiner Größe nicht in das Campusbad gebracht werden“, erklärt Peter Widenhorn, der Sprecher der Polizei. Weil der Verschluss der Gasflasche labil ist, muss sie mit ausströmendem Chlorgas ins Freie transportiert werden. Erst dann können Experten der Gefahrguteinheit aus Asperg sie in den Transportbehälter einschließen. Das ist ein kritischer Moment. Der Feuerwehrchef Andreas Thoß ist im Dauerstress, behält aber die Ruhe, so dass alle Räder ineinander greifen. „Es ging um den vorsorgenden Schutz der Bevölkerung“, sagt der Polizeisprecher Widenhorn. Deswegen die aufwendige Absperrung eines großen Teiles der Innenstadt von der Mathildenstraße im Norden, der Stuttgarter Straße im Osten bis zur Bahnhofstraße und der Friedrichstraße im Westen. Auch das Rote Kreuz ist mit einem Großaufgebot präsent, Versorgungszelte und Möglichkeiten zur akuten Behandlung von möglichen Verletzten werden aufgebaut. Die Gefahrgut-Experten der Feuerwehrleute sind in gelbe Schutzkleidung gehüllt und tragen Atemmasken: Die Szenen erinnern teilweise an die von Katastrophenfilmen.

Der Feuerwehrchef Andreas Thoß behält die Nerven

Eine Katastrophe tritt aber nicht ein, auch weil die akute Gefahr nur kurz bestand. Und weil die Rettungskräfte offenbar gut auf einen solchen Einsatz vorbereitet sind. Innerhalb kurzer Zeit ist eine komplette Versorgungsstruktur aufgebaut.

Ein Stadtwerke-Mitarbeiter hat die leckende Gasflasche entdeckt

Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim, die das Campusbad betreiben, berichten am Nachmittag, dass der Defekt an der Chlorgasflasche von einem Mitarbeiter entdeckt wurde. Der ausgelöste Alarm habe sofort eine Sprinkleranlage aktiviert, die das austretende Gas gebunden hat. „Es kam kein Mitarbeiter zu Schaden, das Bad war nicht belegt“, sagt Astrid Schulte, die Sprecherin der Stadtwerke.

Eigentlich war geplant, die Herstellerfirma der Gasflasche aus Asperg mit der Bergung zu beauftragen. Doch für diese war dies offenbar zu riskant, weshalb sie die Sicherung an die Feuerwehr übergab. Gegen 18.30 Uhr kam dann Entwarnung: Die Feuerwehr hat die Chlorgasflasche im Spezialbehälter einschließen können, die Anwohner können in ihre Gebäude zurück.