Das Anderssein ist in der Gesellschaft angelangt. Dies zeigt der Christopher Street Day in Stuttgart. Doch der Wandel ist noch nicht in allen Bereichen gleichermaßen spürbar, kritisiert Uwe Bogen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Es war eine historische Geste: Im Juni wählte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier so klare Worte, wie sie vor ihm noch kein hochrangiger deutscher Politiker zu Fragen der sexuellen Orientierung gefunden hatte. In Berlin bat er um Vergebung für das Unrecht, das nach der Nazi-Herrschaft auch der demokratische Staat Schwulen und Lesben angetan hat. Die Würde gleichgeschlechtlich liebender Menschen sei über Jahrzehnte „antastbar“ geblieben, sagte das Staatsoberhaupt, was ihm zu Recht viel Beifall brachte. Nicht für jeden, beklagte Steinmeier, sei der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung gewesen. Die Verfolgung und die Bestrafung nach dem menschenverachtenden Paragrafen 175 sind weitergegangen. Glücklicherweise hat die Demokratie dazugelernt – auch, weil der Druck immer stärker wurde. Als Durchbruch gilt, dass 2017 die Ehe für alle kam. Wäre dies ohne die von Jahr für Jahr größer werdenden Demonstrationen des Christopher Street Days (CSD) möglich gewesen? Wohl kaum!