Was ist ein Kinderblick? Und wann ist dieser Kinderblick nur der inszenierte Kinderblick eines Erwachsenen? Der Generalmusikdirektor der Stuttgarter Oper, Cornelius Meister, geht im Ersten Sinfoniekonzert der Saison mit Mozart, Berg und Mahler dieser Frage nach.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Im Februar dieses Jahres ließ Teodor Currentzis in Stuttgart das SWR-Orchester Gustav Mahlers Vierte Sinfonie in G-Dur mit einem zeitgenössischen Stück von George Crumb kombinieren; Kinderstimmen dominierten wie, im übertragenen Sinn, auch in der Erzählung vom „himmlischen Leben“ im vierten Satz bei Mahler. Cornelius Meister, der Generalmusikdirektor des Stuttgarter Staatsorchesters, geht im ersten Sinfoniekonzert der Saison in der Liederhalle einen anderen Weg: Erst einmal lässt er zeigen, wie ein (altkluges) Kind wirklich erzählt, nämlich Mozart in seiner Ersten Sinfonie von 1765, Es-Dur, KV 16. Tiefgründig beschwört Meister hier im Andante Geister, deren Motive offenbar bereits der junge Mozart ahnt – tatsächlich tauchen sie, formvollendet, in der späten Jupiter-Sinfonie wieder auf, und das hat auch etwas Gespenstisches. Was weiß ein Kind?