Seit dem Start gibt es lautstarke Kritik an der Website impfterminservice.de, über die Corona-Impftermine vergeben werden. Nun blockiert der Betreiber automatisierte Abfragen – und damit auch hilfreiche Onlineprogramme.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Auch bei der Vergabe von Impfterminen legt die Coronapandemie den Rückstand bei der Digitalisierung schonungslos offen. Die zentrale Website impfterminservice.de, über die Termine vergeben werden, läuft nicht wirklich rund – unter anderem deshalb gibt es eine (nur per Telefon erreichbare) Warteliste.

 

Aus Ärger über die geringe Verfügbarkeit von Terminen haben etliche Webentwickler eigene Programme geschrieben, um sich benachrichtigen zu lassen, sobald es freie Termine bei Impfzentren in der Nähe gibt. Im Falle des Illertissener Entwicklers Joshua Jung wuchs sich das zur Website impfterminmonitor.de aus, die automatisiert bei allen Impfzentren freie Termine abfragte und daraus eine Statistik erstellte – die erstaunliche Muster bei der Terminvergabe offenlegt. Tatsächlich kann die Website auch dabei helfen, einen Impftermin zu bekommen. Das Angebot ist eines von vielen, mit denen technik- und programmierbegabte Privatleute der Gesellschaft im Kampf gegen die Pandemie helfen wollen.

Datenschnittstelle abgeklemmt

Seit Dienstag ist die Website außer Betrieb. Der Grund: Der Betreiber der Website impfterminservice.de unterbindet automatisierte Terminabfragen. „Die vom Impfterminmonitor ausgelösten Aufrufe sind nicht von schädlichen Aufrufen unseriöser Programmierer zu unterscheiden, sodass wir den Zugriff unterbinden mussten“, schreibt eine Sprecherin der KV Digital auf Anfrage unserer Zeitung. Die Firma ist eine Tochter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und betreibt im Auftrag des Bundes den Impfterminservice.

Es werde nicht explizit der Impfterminmonitor blockiert, sonder sämtliche Programme, die automatisch Daten abfragen, so die Sprecherin. Zwar könne man die Blockade umgehen, schrieb der Entwickler Jung auf Twitter. Aber wenn es erkennbar nicht gewünscht sei, dass Termine abgefragt und in alternativer Form dargestellt werden, dann lasse er es auch bleiben.

Die Sprecherin des Impfterminservice-Betreibers erklärt, dass man sich nach Rückmeldung der Bundesländer bewusst gegen eine Übersicht der offenen Termine entschieden habe, „um Impftourismus zu vermeiden“. Insgesamt hoffe man, dass sich solche Angebote „demnächst, wenn genügend Impfstoffe und damit Impftermine zur Verfügung stehen von selbst erübrigt haben“.