In Deutschland schnellen die Coronazahlen in die Höhe. Fast 30.000 Menschen haben sich in den letzten 24 Stunden neu mit dem Virus infiziert. Nun werden die Forderungen nach einem härteren Lockdown lauter.

Berlin - In Deutschland werden angesichts nach oben schnellender Corona-Zahlen die Forderungen lauter, das öffentliche Leben schon vor Weihnachten drastisch einzuschränken. „Wir brauchen bereits in der kommenden Woche diesen bundesweiten, möglichst harten Lockdown inklusive Schulschließungen“, sagte der SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach der „Rheinischen Post“. Auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte zuvor im ZDF weitere Maßnahmen gefordert, um einen neuen exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen zu verhindern. Bund und Länder haben sich bisher aber nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen können.

 

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Freitag sowohl neue Höchststände bei der Zahl der Neuinfektionen als auch der Zahl der Corona-Toten: 29.875 Menschen wurden danach innerhalb von 24 Stunden als neuinfiziert registriert - das sind gut 6000 mehr als am Freitag vor einer Woche. Erst am Donnerstag dieser Woche war ein Rekord verzeichnet worden. Insgesamt liegt die Zahl der Infektionen in Deutschland bei 1.272.078.

Wert von 50 ist das Ziel

Auch die Zahl der an oder mit dem Coronavirus gestorbenen Menschen erreichte mit 598 einen neuen Höchstwert. Ingesamt gibt es damit bisher 20.970 registrierte Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus in Deutschland. Auch die Sieben-Tages-Inzidenz schnellte nach oben. Das RKI gibt sie nun mit 156,3 an. Der Wert gibt an, wie viele Menschen sich rechnerisch neu innerhalb von sieben Tagen auf 100.000 Einwohner anstecken. Ziel von Bund und Ländern ist eigentlich ein Wert von 50, damit Gesundheitsämter Infektionsketten wieder nachverfolgen können.

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Die neuen Zahlen befeuern die laufende Debatte zwischen Bund und Ländern über einen früheren und härteren Lockdown. Bisher hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die 16 Ministerpräsidenten nicht auf einen Termin für eine gemeinsame Schalte einigen können. Der Grund ist, dass Merkel auf härtere Maßnahmen wie die Schließung von Schulen oder Einzelhandel schon vor Weihnachten pocht. Das stößt teilweise auf Widerstand. Ein härterer Lockdown mit Geschäftsschließungen nach den Feiertagen bis zum 10. Januar gilt mittlerweile angesichts der Entwicklung der Infektionszahlen aber mittlerweile als weitgehend unstrittig zwischen Bund und Ländern.

Chef der Bundesärztekammer warnt

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer plädierte für ein abgestimmtes Bund-Länder-Vorgehen bei neuen Schließungen etwa im Einzelhandel. „Das ist notwendig, da wir ansonsten einen Corona-Tourismus zwischen Ländern mit und ohne Lockdown erleben würden, der kontraproduktiv wäre“, sagte die SPD-Politikerin der „Rheinischen Post“. Es sei wichtig, eine gemeinsame Linie für ganz Deutschland zu vereinbaren.

Der Chef der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, warnte jedoch vor überzogenen Erwartungen an einen härteren Lockdown. „Es ist eine Illusion zu glauben, mit einem harten Lockdown von 14 Tagen ab Weihnachten bekommen wir die Pandemie in den Griff“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Nach dem Ende eines Lockdowns würden die Infektionszahlen mit den Lockerungen auch wieder steigen.