Die Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule macht Stadtmarketing für den Hospitalviertelverein.

Stuttgart - Die Idee dürfte Nachahmer finden. Statt bei einer Werbeagentur für eine fünftstellige Summe ein ganzheitliches Kommunikationskonzept mit Situationsanalyse, Strategie und konkreter Umsetzung durch Kommunikationsinstrumente und Werbemittel zu beauftragen, lässt man einfach die Schüler der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule ran.

 

Diesen Weg ist der Hospitalviertel-Verein gegangen. Vorstand Eberhard Schwarz und seine Geschäftsführerin Silvia Korkmaz ließen die Schüler in zwei Gruppen nachdenken und entwerfen. Die Ergebnisse haben sie jetzt im Rathaus präsentiert. Beide Teams stellten im Rahmen ihrer Abschlussarbeit ein ganzheitliches Marketingkonzept vor.

Um es vorwegzunehmen: Nachdem die zweite Gruppe ihren Vortrag beendet und die neue Imagebroschüre an Silvia Korkmaz übergeben hat, waren die Fachlehrer gerührt. „Das treibt einem ja die Tränen in die Augen“, sagte die Lehrerin Birte Reiser. Nicht minder begeistert waren Schwarz und Korkmaz. Beide hatte es zunächst die Sprache verschlagen, ehe sie die Arbeit der Schüler mit einem „toll“ quittierten. Was Sabrina Föder, Tatjana Bohl, Franziska Wellendorff, Marc Hunsicker und Vincent Mücke erarbeiteten, muss sich wahrscheinlich hinter keinem professionellen Konzept verstecken.

Mit diesem Selbstbewusstsein sind fünf Cotta-Schüler auch ans Werk gegangen. „Wir haben festgestellt“, sagte Franziska Wellendorf, „dass Sie ein diffuses Image und zu wenig Mitglieder haben. Zudem sind Sie von der Stadt abhängig.“ Tatsächlich bezieht der Verein Forum Hospitalviertel einen städtischen Zuschuss in Höhe von 17 000 Euro.

Für Vincent Mücke steht daher fest: „Der Verein braucht mehr Einnahmen.“ Am besten über mehr und höhere Mitgliedsbeiträge. Dann, so seine Argumentation, lassen sich auch alle Maßnahmen des Konzeptes umsetzen. Damit soll am Ende die Bekanntheit gesteigert werden und die Bindung ans Viertel erhöht werden. „Da ist Luft nach oben“, meinten die Schüler keck und verpassten dem Verein einen neuen Namen sowie ein runderneuertes Logo. Aus Forum Hospitalviertel machten sie kurzerhand „Hospitalviertel e.V. – Für das bunteste Viertel Stuttgarts“. Das ganze packten die Schüler freilich in einen modernen Auftritt über die Internetseite des Vereins sowie das soziale Medium Facebook. Ob und wie das Ganze nun in der Realität umgesetzt wird, soll in den Vereinsgremien diskutiert werden. Vor der Entscheidung sollen jedoch beide Projektgruppen ihre Entwürfe am 11. Januar beim Neujahrsempfang ab 16.30 Uhr im Foyer des CVJM in der Büchsenstraße 37 den Vereinsmitglieder vorstellen.

„Für uns sind diese Ideen sehr wertvoll“, sagte Eberhard Schwarz, „denn wir stecken mitten in einem Prozess. Wir müssen uns überlegen, wie wir die Menschen noch besser in Wechselwirkung mit dem Quartier bringen und wie eine neue Quartierskultur entstehen kann.“ Wünschenswert wäre für den Pfarrer der Hospitalkirche auch, wenn die Menschen im Hospitalviertel als Abbild der neuen Stadtgesellschaft gesehen werden. Schwarz weiter: „Daher sehe ich das Forum als ein gesellschaftspolitisches Projekt.“ Ein Projekt, dessen Markenkern jetzt dank der Cotta-Schüler noch besser erkannt wird.