Der Lkw-Manager Hubertus Troska wird erster China-Vorstand von Daimler. Damit wird der größte Markt der Welt in der Konzernhierarchie aufgewertet.

Stuttgart - Mit einer neuen personellen Aufstellung will Daimler in China besser in Schwung kommen. Der Aufsichtsrat des Stuttgarter Autokonzerns hat wie erwartet den Lkw-Manager Hubertus Troska zum Vorstand für das neu geschaffene Ressort China ernannt. Damit wird dieser Zukunftsmarkt eine Hierarchiestufe höher als bisher angesiedelt. China habe sich zum weltweit größten Fahrzeugmarkt entwickelt, sagte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff. Mit der Entscheidung, einen Vorstandsposten eigens für diesen Markt einzurichten, so Bischoff, unterstreiche Daimler die strategische Bedeutung von China. Damit werde sichergestellt, dass alle Aspekte des dynamischen Markts direkt im Vorstandsteam behandelt werden, fügte Vorstandschef Dieter Zetsche hinzu.

 
Bisher war Ulrich Walker eine Stufe unterhalb des Vorstands als Chef von Daimler North East Asia als ranghöchster Manager des Konzerns für China zuständig. Das Unternehmen gab bekannt, dass der 61-Jährige nun in den Ruhestand gehen wird. Walker war mehr als 30 Jahre im Konzern und hatte dabei auch manchen Krisenjob übernommen. Unter anderem war der Tübinger Chef der chronisch defizitären Kleinwagenmarke Smart. Danach ging er 2006 nach Peking. In Branchenkreisen war die Schaffung des Vorstandsressorts für China auch als Misstrauensvotum gegen Walker gewertet worden. Daimler-Chef Zetsche versuchte diesen Eindruck auszuräumen, indem er Walker für sein Engagement dankte und darauf hinwies, dass Daimler mittlerweile in China mit einem Angebot, das vom Pkw über Transporter, Lastwagen und Finanzdienstleistungen reiche, so breit aufgestellt sei wie kein anderer westlicher Fahrzeughersteller. Nach Angaben des Unternehmens soll Walker dem neuen Vorstand in einer Übergangsphase „mit seinem umfangreichen China-Wissen“ zur Seite stehen.

Ein Schlaglicht auf die Probleme von Daimler in China wirft eine aktuelle Äußerung des chinesischen Branchenkenners Cui Dongshu. Mercedes habe bei der Positionierung der Produkte, dem Management und besonders bei den Vertriebskanälen keine gute Arbeit geleistet, sagte der Chefökonom und Vizegeneraldirektor des chinesischen Pkw-Herstellerverbands CPCA der Nachrichtenagentur dpa. „Die Probleme im Vertrieb haben Preiskämpfe ausgelöst, und die Kunden haben ihr Vertrauen in die Marke verloren – aber Mercedes hat kaum etwas getan, dies zu ändern“, kritisierte der Experte.

Kleinkrieg bei den Vertriebspartnern

Daimler arbeitet im Vertrieb in China bisher mit zwei verschiedenen Partnern zusammen, zwischen denen bisweilen ein Kleinkrieg herrscht. Dies gilt als ein Grund dafür, dass die Stuttgarter in China deutlich schlechter abschneiden als die Wettbewerber Audi und BMW. Daimler will diese Vertriebsorganisationen möglichst schnell zusammenlegen, um ein Marketing aus einem Guss und damit mehr Schlagkraft im Vertrieb zu ermöglichen.

Diese Neuordnung wird zunächst eine der wichtigsten Aufgaben des neuen China-Vorstands sein. Hubertus Troska ist bis jetzt nur in Fachkreisen bekannt. Hier gilt der 52-Jährige als „ein Macher“, der sich aber nie in den Vordergrund gedrängt habe und ein guter Mittler zwischen den Kulturen sein könne. Aufsichtsratschef Bischoff wies auf die langjährigen und vielfältigen internationalen Erfahrungen hin.

Renschlers Vertrag wurde verlängert

Hubertus Troska wurde im spanischen Bilbao geboren und war nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften, Anglistik und Hispanistik in Deutschland und Wales zunächst bei einem Baukonzern tätig, bevor er 1988 zu Daimler kam. Beim Stuttgarter Autokonzern arbeitete Troska zunächst im Vertrieb, übernahm Leitungsaufgaben in der Lkw-Sparte in Mexiko und den USA, war Mitglied der Geschäftsführung der türkischen Landesgesellschaft, Chef der Daimler-Tuningtochter AMG.

Zuletzt war Troska in der Lastwagensparte des Stuttgarter Konzerns an oberster Stelle für Mercedes-Benz zuständig. In Branchenkreisen heißt es, dass Lkw-Vorstand Andreas Renschler kaum erfreut über den Wechsel von Troska sein dürfte, weil er damit in seinem Bereich einen guten Mann verliere.

Der Daimler-Aufsichtsrat verlängerte in seiner Sitzung zugleich den Vertrag von Lkw-Vorstand Renschler bis Ende September 2018. Der 54-Jährige ist seit Oktober 2004 Mitglied des Vorstands.