Der Esslinger Autor Olaf Nägele spricht in seinem neuen Regionalkrimi ein gesellschaftspolitisch brisantes Thema humorvoll und unterhaltsam an: Es geht um Ausgrenzung – auch aufgrund der Hautfarbe.

Schon einmal durfte Yoselin Blaich, Hauptkommissarin in Ravensburg, als Sidekick in einem Krimi des Esslinger Autors Olaf Nägele ermitteln, und prompt eroberte sie die Herzen der Leserinnen und Leser im Sturm. „Sie ist eine echt coole Socke“, schwärmte der Autor damals von seinem literarischen Geschöpf, um ihr prompt im nächsten Buch eine Hauptrolle zu geben: Und so leitet die ebenso pfiffige wie redegewandte Kriminalbeamtin, deren Mutter aus Ravensburg und deren Vater aus Jamaika stammt, im neuen Nägele-Regionalkrimi „Schuld war nur der Casanova“ die Ermittlungen – und muss sich im Oberschwäbischen immer wieder wegen ihrer Hautfarbe erklären.

 

Brandanschlag auf eine Bodensee-Villa

Ein Brandanschlag auf eine Bodensee-Villa, eine Escort-Dame, die dabei zu Tode kommt, ein Liebhaber mit falschem Namen, ein verhasster Immobilienmogul, viele verschiedene Motive und diverse falsche Fährten – es gibt gerade genug, was in Olaf Nägeles neuem Krimi für Spannung und Unterhaltung sorgt. Mittendrin und mit der Aufklärung des verwickelten Falles betraut, steht Hauptkommissarin Yoselin Blaich. Schnell wird den Leserinnen und Lesern klar, wieso Olaf Nägele seine Hauptfigur faszinierend findet: Sie ist wahrlich nicht auf den Mund gefallen. Sie beherrscht lupenreines Hochdeutsch, kann aber auch breites Schwäbisch. Sie singt gerne Karaoke, mit Vorliebe deutsche Schlager.

Und als Person of Color, als Frau mit einer Hautfarbe „wie helles Nougat“, wie sie selbst sagt, musste und muss sie in ihrer schwäbischen Heimat jede Menge rassistische Anfeindungen aushalten. „Sie durfte nicht zum Kindergeburtstag gehen, sie wurde nicht zur Party eingeladen, sie wurde angestarrt, und bis heute wird sie regelmäßig gefragt, woher sie kommt“, erzählt Olaf Nägele. „‚Woher kommst Du?‘ Eigentlich signalisiert diese Frage doch ein Interesse am Gegenüber. Oder fragt das einer nur, weil Yoselins Haut dunkler ist? Man kann verstehen, dass sie da auch mal schnippisch reagiert, weil sie diese Frage dauernd zu hören bekommt und davon genervt ist.“

Meistens reagiert die Hauptkommissarin reflektiert und selbstironisch

Meistens freilich hat Yoselin Blaich die Ruhe weg und reagiert reflektiert, pragmatisch, schlagfertig und selbstironisch. „Sie hat sich ihre eigenen Mechanismen erarbeitet, wie sie mit alltagsrassistischen Äußerungen umgeht. Sie weiß sich zu wehren, weil sie es ein Leben lang tun musste“, erklärt Olaf Nägele. Für alle seine Figuren – die guten wie die bösen – hat er jeweils eine ausführliche Biografie entwickelt, um sie zu verstehen, um herauszufinden, was sie antreibt und welche Motivation hinter ihrem Handeln steckt.

Yoselin Blaich ist eine selbstbewusste Frau. Sie weiß, was sie kann. Sie weiß, was sie tut. Sie macht ihren Job bei der Polizei richtig gut. „Ihre Familie gibt ihr Stabilität, auch wenn es im Zusammenleben mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter, einer Schamanin, immer wieder auch Knatsch gibt. Und sie hat sich mit anderen Ausgegrenzten zusammengetan, einem superklugen Nerd und einer freakigen Lehrerin. Daraus schöpft sie Kraft und Energie“, erklärt Olaf Nägele.

In dem Buch wird Ausgrenzung thematisiert

Ihm ist es wichtig, dass im Buch Ausgrenzung an sich thematisiert wird: „Es geht um Ausgrenzung aufgrund der Hautfarbe, des Aussehens oder des Alters, oder weil jemand arbeitslos ist, oder weil jemand super intelligent ist oder völlig unkonventionell lebt.“ Dass es Olaf Nägele gelingt, ein so schwerwiegendes Thema in einen unterhaltsamen Krimi zu packen, ist sicherlich seinem persönlichen Humor, seinem ans Satirische grenzenden Ton und seiner Sicht aufs Leben zu verdanken: „Wir sind in der Gesellschaft leider gerade auf dem Weg, solche Diskussionen immer verbissener und fanatischer zu führen. Das finde ich ganz furchtbar. Man muss Dinge ernsthaft durchdenken und sich auseinandersetzen, aber man darf nicht alles immer allzu ernst nehmen, sonst regt man sich den ganzen Tag nur noch auf. Ich versuche für mich persönlich, das tägliche Leben mit einer humorigen Sichtweise aufzupeppen, und das versuche ich, auch meinen Hauptfiguren beizubringen.“

„Schuld war nur der Casanova“: Olaf Nägeles aktueller Krimi

Autor
Olaf Nägele ist studierter Kommunikationswirt und arbeitet als Journalist, Werbetexter und PR-Mann. Nach beruflichen Jahren in München, Stuttgart und Hamburg ist er 2000 in seine schwäbische Heimat zurückgekehrt. Er schreibt Romane, Regionalkrimis, Hörspiele und schwäbische Alltagssatiren. Er ist als Musiker und Kabarettist unterwegs, unterhält bei Wohnzimmerlesungen, unterrichtet kreatives Schreiben und arbeitet als Redakteur in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Stuttgart.

Buch
Im neuen Regionalkrimi „Schuld war nur der Casanova“ (Gmeiner-Verlag, 14 Euro) stirbt eine Escort-Dame bei einem Brandanschlag auf eine Villa am Bodensee. Hauptkommissarin Yoselin Blaich muss im Rahmen ihrer Ermittlungen zuerst klären, wem dieser Anschlag überhaupt galt: Dem Todesopfer? Dem Kunden? Dem Hausbesitzer? Am Donnerstag, 21. September, liest Olaf Nägele um 19.30 Uhr in der Esslinger Buchhandlung „Die Zeitgenossen“ in der Strohstraße 28 aus seinem neuen Buch.