Der ehemalige Ministerpräsident Lothar Späth lässt die Politik und das Geschäftsleben hinter sich. Trotzdem wird ihm alles andere als langweilig: Die Familie und zahlreiche Ehrenämter sind nun wichtiger.

Gerlingen - Besuch bei Lothar Späth in Gerlingen. Es ist zuletzt ruhiger um den früheren Ministerpräsidenten und Wirtschaftsmanager geworden. Aber was heißt schon ruhig. Er sei dabei, sein Arbeitstempo zu „normalisieren“, sagt Späth, der im November seinen 75. Geburtstag feiern wird. „Was ist immer noch wichtig, was ist nicht mehr so wichtig“ – solche Gedanken gehen ihm durch den Kopf. Von seinen zwei Büros hat er eines aufgegeben, nun arbeitet er im Souterrain seines Hauses – umgeben von Kunst und Büchern.

 

Aus seinen geschäftlichen Aktivitäten zieht sich Späth nach und nach zurück, die Politik betrachtet er schon länger aus einer – relativen – Distanz. Immerhin amtierte der Mann von 1978 bis 1991 als Ministerpräsident von Baden-Württemberg, zuvor war er Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, für einige Monate dann noch Innenminister. Ende der 80er Jahre hatte sich der umtriebige, ideenreiche, weltweit agierende Späth („Cleverle“) den Status eines „Reservekanzlers“ erarbeitet.

Familie und Ehrenämter sind wichtiger

Doch ein 1989 halbherzig angegangener Putsch gegen Kanzler Helmut Kohl schlug fehl. Nach seinem Rücktritt als Ministerpräsident im Zuge der „Traumschiff-Affäre“ übernahm Späth die Führung von Jenoptik in Jena. 2003 ging er zur Investmentbank Merrill Lynch, zu deren Deutschlandchef er 2005 avancierte. 2002 ließ er sich noch einmal für die Politik einspannen: im Schattenkabinett des Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber (CSU) war er als Wirtschaftsminister vorgesehen.

Künftig will sich Späth auf seine Familie und seine Ehrenämter konzentrieren. Er engagiert sich im Rahmen des Lothar-Späth-Förderpreises zu Gunsten geistig behinderter Künstler. Er sammelt Geld für einen Anbau für das Lichtenstern-Gymnasium in Sachsenheim (Kreis Ludwigsburg). Das „Forum Lichtenstern“ soll der Ort einer neuen Verbindung von Ökonomie, Technik und der Kultur werden. Späth ist auch weiterhin für die Anne-Sophie-Mutter-Stiftung, die Tanzstiftung Birgit Keil und andere Fördereinrichtungen aktiv.