Bei Würth dreht sich vieles um die richtige Logistik: Anlieferungen auspacken und für Kunden neu verpacken gehört zu den wesentlichsten Geschäften des Unternehmens aus Hohenlohe.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Der weltweit führende Schraubenhändler Würth kommt wieder schneller in Fahrt. Der Umsatz stieg im vergangenen Geschäftsjahr um neun Prozent auf etwas mehr als elf Milliarden Euro. Dies ist deutlich mehr als noch im Geschäftsjahr 2014, in dem es lediglich eine Steigerung um 3,9 Prozent gegeben hatte. Für das laufende Geschäftsjahr plant das Unternehmen eine Steigerung in ähnlicher Höhe wie 2015 auf dann 11,8 Milliarden Euro. Der Zuwachs im vergangenen Jahr sei unter anderem dem Plus im Außendienst sowie der Errichtung zusätzlicher Niederlassungen zu verdanken gewesen, erklärte Robert Friedmann, der Sprecher der Konzernführung. Auch der schwache Euro habe Impulse gebracht.

 

Überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielte Würth in Süd- und Osteuropa. So stieg etwa der Umsatz in Spanien um knapp zwölf Prozent. In diesen Süd- und Osteuropa hätten sowohl Handwerker als auch die Industrie mehr gekauft, sagte eine Sprecherin. Erfreulich sei auch das Geschäft in Nordamerika gewesen. In Deutschland wuchs der Umsatz dagegen lediglich um 4,2 Prozent. Als die „bisher erfolgreichsten Monate in der Geschichte der Würth-Gruppe“ werden in einer Mitteilung der September und der Oktober des vergangenen Jahres bezeichnet. In beiden Monaten sei der Umsatz um jeweils mehr als eine Milliarde Euro gestiegen.

Auch die Zahl der Mitarbeiter will die Unternehmensgruppe weiter steigern. So sollen im laufenden Jahr rund 2500 neue Beschäftigte dazukommen, davon etwa 1500 im Außendienst. Bereits im vergangenen Jahr waren 1000 neue Mitarbeiter im Außendienst eingestellt worden. Insgesamt stieg die Zahl der Beschäftigten von 66 040 auf 68 920 Beschäftigte. In Deutschland wurden dabei rund 900 neue Stellen geschaffen. Das Eigenkapital stieg zwar um 300 Millionen Euro auf vier Milliarden Euro, das Betriebsergebnis erreichte mit 515 Millionen Euro allerdings nur den Stand des Vorjahres. Friedman machte dafür Investitionen und einen „zunehmenden Preisdruck“ verantwortlich. Zu diesem habe unter anderem eine geringere Nachfrage bei Ölförderern und Stahlerzeugern geführt, sagte die Sprecherin.

Unzufrieden mit einem Teil der Beschäftigten zeigte sich unterdessen Firmenpatriarch Reinhold Würth. In einem Brief an die Mitarbeiter zum Jahreswechsel beklagte er die „erstaunliche Schwäche“ des Außendienstes. Jeder Verkäufer habe im Durchschnitt nur alle 17 Werktage einen neuen Kunden gewonnen, schrieb Würth. Dieser Zustand sei „nicht nur unschön, sondern geradezu perfide“. Künftig müsse jeder Außendienstmitarbeiter acht neue Kunden im Monat bringen. Verärgert hat Würth dabei offenbar die Entwicklung im November. In diesem Monat war der Umsatz der deutschen Gruppe um mehr als zwölf Prozent gestiegen, der Außendienst hatte aber nur ein Plus um 7,5 Prozent erreicht. Würth hatte in seiner Reaktion darauf geschrieben, „die komfortable Sicherheit der Abholshops und Internetumsätze“ – diese werden auch einzelnen Mitarbeitern im Außendienst zugerechnet – dürfe nicht für „persönlichen Komfort und Bequemlichkeit“ genutzt werden.