Der neuen Destillatkönigin Lea Klatt aus Großbottwar geht um Landschaftsschutz und hochwertige Destillate aus der Region. Wichtig ist auch: Nippen statt kippen.

Sie ist eine waschechte Hoheit. Hat Krönchen und Schärpe und trägt seit ein paar Tagen den Titel Destillatkönigin: Lea Klatt aus Großbottwar. Die 25-Jährige hat in ihrer zweijährigen Amtszeit viel vor. Sie wird repräsentieren, wird Kontakte knüpfen und will vor allem eines erreichen: „Dass die Kleinbrenner mehr gesehen werden.“ Denn sie tragen maßgeblich zur Pflege und zum Schutz der Kulturlandschaft und der Biodiversität bei – und produzieren hochwertige Destillate.

 

Wochenends Äpfel zusammenlesen

Lea Klatt kennt das Metier fast von klein auf. Ihre Eltern betreiben eine Brennerei im Nebenerwerb. Das bedeutet: Die Kinder waren früh involviert, hatten Mitspracherecht bei den Sorten der Neupflanzungen und waren aber auch gut auf den Streuobstwiesen eingespannt. Nicht immer zu deren purer Freude. Wochenends Äpfel zusammenlesen – ein Teenager kann sich manchmal Schöneres vorstellen.

Deshalb wollte Lea nach dem Abitur bei ihrem Work and Travel in Neuseeland auch keinesfalls etwas mit Landwirtschaft machen. Es kam anders. „Es hat zwei Wochen gedauert, dann habe ich Wengert ausgeputzt“, erzählt sie lachend. Zurück in Großbottwar hat sie sich dann mit dem Opa um den kleinen Famlienwengert gekümmert.

Anfangs waren sich die Generationen zwar nicht immer ganz einig, wie man es am besten macht, aber Alt und Jung kamen letztlich auf einen grünen Zweig. Und für Lea war das ein Stückweit der Punkt, an dem für sie auch die Obstbrennerei greifbarer wurde. „Die Äpfel hat man halt zusammengelesen, weil man musste. In den Wengert bin ich gern gegangen.“

Und auch, wenn die Traube „ihre“ Frucht ist und sich die junge Frau mit dem Schneiden der Obstbäume immer noch schwer tut: Es gehört doch alles zusammen, findet sie. Die Arbeit im Weinberg und auf den Streuobstwiesen ist Landschaftsschutz, die Stücke bieten Lebewesen Lebensraum „und der gehört in meinen Augen aktiv gepflegt – inklusive der Hagebutten- und der Brombeersträucher“.

Fachfragen rund um Brenntechnologie, Pflanzenschutz und Co.

Destillatkönigin zu werden – warum nicht?, dachte sich Lea Klatt und bewarb sich. Knapp setzte sie sich bei der Wahl gegen ihre Mitbewerberin durch. Es galt, jede Menge Fachfragen rund um Brenntechnologie, Pflanzenschutz und Co. zu beantworten, aber auch ein Etikett zu designen und eine spontane Rede zu halten.

Nun ist die 25-Jährige die Destillat-Hoheit des Landesverbands der Klein- und Obstbrenner Nord-Württemberg. In diesem Amt darf sie den gesamtdeutschen Verband repräsentieren, da es eine Königin anderswo nicht gibt. Direkt nach der Wahl war sie bereits in Berlin beim Bundesverband der deutschen Spirituosen-Industrie, und sie wird zur internationalen Grünen Woche wieder in die Hauptstadt reisen.

Mit ihrem Studium muss die junge Frau aus Großbottwar deshalb ein bisschen kürzer treten. Nach ihrem Bachelor in Luft- und Raumfahrttechnik studiert sie nun Maschinenbau im Aufbaudiplom in Dresden. Das Amt als Destillatkönigin wird sie aber durchaus binden, und ihre Message ist klar: Sie will den Blick schärfen für das, was die Kleinbrenner im Land leisten. „Alle legen Wert auf qualitativ hochwertige Produkte – die haben wir, aber bei den Preisen der Großindustrie können wir nicht mithalten. Also müssen die Leute uns sehen und das, was wir tun, mehr wertschätzen.“

Das Lieblings-Destillat der neuen Hoheit ist übrigens der Muskattrollinger-Tresterbrand. Aber es gehe keinesfalls darum, den oder ein anderes hochwertiges Destillat in Massen zu konsumieren, betont die Studentin. Ihr Motto ist – wie das ihrer Vorgängerin übrigens: Nippen statt kippen.