Weltweit zieht es immer mehr Menschen in die Städte. Vor allem Asien und Südamerika sind von der ungebremsten Urbanisierung betroffen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart/Wiesbaden/New York - Zahl der Städte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern wächst weiter. Bis zum Jahr 2030 wird es weltweit 43 solcher Megastädte geben. Das erklärte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag in Wiesbaden und berief sich dabei auf jetzt veröffentlichte Daten der Vereinten Nationen (UN). Aktuell gibt es 33 Städte dieser Größe. Die größte ist der Ballungsraum um Tokio (Japan) mit 37,5 Millionen Einwohnern.

 

Es folgen die indische Hauptstadt Neu-Delhi mit einer Einwohnerzahl von 28,5 Millionen und Schanghai in China mit 25,6 Millionen. 2030 werde Neu-Delhi mit knapp 39 Millionen Einwohnern auf Platz eins stehen. Megastädte liegen laut Destatis überwiegend in Asien (19) und Lateinamerika (6). In Europa wird 2030 London als vierte Metropole mit mehr als zehn Millionen Menschen zur Megastadt – neben Istanbul, Moskau und Paris.

Immer mehr Stadtbewohner

Auch die Bevölkerung in den Städten der Welt insgesamt wird zunehmen. Bis zum Jahr 2030 wird demnach mit 5,2 Milliarden rund eine Milliarde Menschen mehr in Städten leben als heute. Der Anteil der Stadtbewohner soll dann bei 60 Prozent der Weltbevölkerung liegen, derzeit sind es 55 Prozent. 1950 lebten noch 70 Prozent auf dem Land.

Weltweit gibt es aktuell 548 Millionenstädte. Die Vereinten Nationen erwarten, dass es 2030 weltweit 706 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern geben wird, darunter 43 Megastädte. New-Delhi hat dann Tokio als größte Stadt der Welt abgelöst.

Daten zur Bevölkerungsentwicklung von Städten weltweit sowie Hinweise zur statistischen Methodik der Studie finden man in den „World Urbanization Prospects 2018“ der Abteilung für Bevölkerungsfragen der Vereinten Nationen in New York.

Entwicklung der Weltbevölkerung bis 2100

Gründe der Urbanisierung

Der Prozess der Urbanisierung findet vor allem in Staaten statt, deren Wirtschaft wie im Fall von Schwellenländern wie Indien, Brasilien und Mexiko stark expandiert. Aber auch solche Länder sind betroffen, deren ländliche Regionen kaum Erwerbsmöglichkeiten bieten – beispielsweise aufgrund von Überbevölkerung, klimatischen Veränderungen oder Kriegen und Bürgerkriegen.

In diesen Ländern wie Äthiopien, Ägypten und Bangladesch entwickeln sich rapide wachsende Millionenstädte mit einer häufig kaum überschaubaren und regulierbaren Bebauung.

Vor der Verstädterung ist insbesondere Indien betroffen, dessen Bevölkerung laut UN von derzeit 1,33 auf 1,7 Milliarden im Jahre 2050 steigen wird. Auf dem Subkontinent existieren mit Mumbai, Delhi, Kalkutta, Chennai, Bangalore und Hyderabad sechs Megastädte.

Die Folgen der Verstädterung

Die ungebremste und unkontrollierte Urbanisierung geschieht häufig ohne Rücksicht auf die sozialen und ökologischen Folgen. Durch das ungesteuerte Städtewachstum wird vor allem das Trink- und Brauchwasser verunreinigt, was wiederum Krankheiten auslöst. Auch die Ausbreitung von Slums schreitet trotz des Baubooms ungebremst voran.