In der Lungenklinik Schillerhöhe und im Ludwigsburger Klinikum herrscht Zuversicht, Corona-Patienten weiterhin gut zu versorgen, zumal noch etliche Betten frei sind. Trotz der guten Ausstattung gibt es Forderungen für die Zukunft.

Kreis Ludwigsburg - In der Klinik Schillerhöhe liegen fünf Corona-Patienten auf der Intensivstation. Sie müssen beatmet werden. Fünf weitere Infizierte sind laut Mark Dominik Alscher auf der Isolierstation. Laut dem Medizinischen Direktor des Robert-Bosch-Krankenhauses werden in der Gerlinger Klinik die Covid-19-Patienten „kohortiert“, also zusammengelegt: Auch Covid 19-Patienten aus dem Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) werden hier versorgt. „Wir haben alle Möglichkeiten auf der Schillerhöhe“, begründet Alscher das Vorgehen. „Wir sind dort exzellent aufgestellt.“

 

Vom Sanatorium zur Fachklinik

Auf der Schillerhöhe wird auf eine lange Erfahrung im Umgang mit infektiösen Lungenkrankheiten zurückgegriffen. Die Klinik war in der Nachkriegszeit als Sanatorium für Tuberkulose-Kranke eingerichtet worden. Daraus entwickelte sich eine europaweit renommierte Lungenheilstätte. Der Fachbereich wird demnächst ins RBK verlegt, zu dem die Klinik Schillerhöhe inzwischen gehört.

Der abgelegene Standort war ideal. Die Tuberkulosepatienten, die auf der Schillerhöhe genesen sollten, würden niemanden anstecken. Heute nutzen die Mediziner die Erfahrungen, die man von Beginn an machte mit einer Infektionskrankheit, die die Lunge betrifft. Im Robert-Bosch-Krankenhaus und auf der Schillerhöhe zusammen sind laut Alscher bisher 87 Covid 19-Patienten stationär behandelt worden.

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Auch innerhalb des Regionalen Kliniken Holding, zu der das Klinikum Ludwigsburg gehört, wurde die Versorgung der Covid-19-Patienten gebündelt, nämlich in Ludwigsburg und Bruchsal. „Eine adäquate Versorgung von Covid-19-Patienten erfordert eine geeignete Ausstattung und Erfahrung. Dies konnten wir nur durch die Konzentration der Beatmungskapazitäten und des fachlichen Wissens an zwei Orten sicherstellen“, begründet der Kliniken-Geschäftsführer Jörg Martin das Vorgehen. Im Klinikverbund seien zeitweise mehr als 40 Infizierte gleichzeitig beatmet worden. Zu den jüngsten großen Maßnahmen der RKH Kliniken zählte nach eigenen Angaben die Einrichtung einer Auffangeinrichtung für Pflegeheimbewohner, die an Covid-19 erkrankt sind.

Wunsch nach einem Umdenken

Alscher und Martin verweisen zudem auf das Wirken der Mitarbeiter in dieser Zeit. Dass man diese Krise bisher so gut bewältigt habe, sei einzig der Motivation und Leistung aller Mitarbeiter zu verdanken, sagt etwa Jörg Martin. In den vergangenen Wochen seien viele Dankesbekundungen eingegangen, die Mitarbeiter seien für ihren Einsatz als Helden bezeichnet worden. „Ich hoffe und wünsche, dass dieses Feiern der Helden nicht nur ein vorübergehendes Strohfeuer ist, sondern dass wir nach der Krise gemeinsam über eine Veränderung des Gesundheitswesens nachdenken“, sagt der Klinikenmanager. Zudem, so seine Forderung, müsse den Kliniken eine vollständige Refinanzierung der Corona-Krise gewährleistet werden. Abgesehen vom weiterhin bestehenden Personalmangel könne es nicht sein, dass es den Kliniken an lebensnotwendigen Medikamenten und Schutzmaterialien mangele, weil diese weltweit nur in wenigen Ländern hergestellt würden. So müsse man sich über neue und innovative Versorgungsstrukturen, schnellere Digitalisierung und eine verstärkte Produktion von Materialien in Europa Gedanken machen. „Diese Krise ist eine große Chance, solche Veränderungen sind zum Wohl der Bevölkerung anzustoßen, kosten aber auch Geld und dies muss klar kommuniziert werden. Doch das müssen wir uns wert sein, denn Gesundheit ist für uns Menschen das höchste Gut“, so Martin.

Zugleich wird in Ludwigsburg ebenso wie im Rems-Murr-Kreis und im Landkreis Böblingen über eine Exit-Strategie nachgedacht. Alle Häuser hatten Behandlungen und Operationen verschoben. Wann man das Programm wieder steigere, sei laut Martin aber offen. Ähnlich zurückhaltend äußert sich die Sprecherin der Rems-Murr-Kliniken. Weil dort alle nicht sofort notwendigen Operationen gestrichen worden seien, sei die Auslastung des Klinikums auf 50 bis 60 Prozent gesunken. Im Klinikverbund Südwest will man hingegen die „Leistungen wieder hochfahren“, sagt der Geschäftsführer des Jörg Noetzel. Der Grund für die Normalisierung liegt in Zahl der behandelten Corona-Erkrankten. Diese habe sich zuletzt stabilisiert und liege bei etwa 50 Patienten. Von den 1000 Betten des Klinikverbundes seien etwa die Hälfte belegt.