Kurt Georg Kiesinger (1958–1966)

 

Er kam aus der Bundespolitik und kehrte höchst erfolgreich in die Bundespolitik zurück: Darin ist Kurt Georg Kiesinger (1904–1988) die Ausnahmeerscheinung unter den Ministerpräsidenten. Doch war das Amt in seinem Heimatland mehr als nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zum Bundeskanzler. Mit seiner Bildungsoffensive, die in der Gründung der Universitäten Konstanz, Ulm und Mannheim, ihre Höhepunkte hatte, setzte er deutliche Akzente als „konservativer Modernisierer“, wie ihn Zeitgenossen beschrieben. Kiesinger war jedenfalls kein Mann schwäbischer Sparsamkeit – nur schützte ihn damals noch ein munteres Wirtschaftswachstum vor einem allzu großen Schuldenberg. Zudem fädelte er ein, dass der Bund den Ausbau der Hochschulen mitfinanzierte. Aus der Riege der Landesväter sticht Kiesinger auch mit seiner Neigung zum Schöngeistigen und Literarischen heraus – er war vermutlich der einzige unter ihnen, der als junger Mann Gedichte geschrieben hat. Zu seinem Programm gehörte es zudem, Ruhe in die immer noch köchelnde Badenfrage zu bringen. Seine frühere Mitgliedschaft in der NSDAP war zu Stuttgarter Zeiten kein Thema – spätestens mit der Ohrfeige von Beate Klarsfeld war sie aber 1968 im Gespräch.