Am Neckartor in Stuttgart versammeln sich mehr als 700 Teilnehmer, um gegen ein Diesel-Fahrverbot in Stuttgart zu demonstrieren. Doch der Veranstalter muss darum kämpfen, dass seine Pro-Diesel-Demos nicht von der Politik vereinnahmt werden.
Stuttgart - „Das ist die Quittung für die Wahl der Grünen Pest!“ ruft eine aufgebrachte Bürgerin den Stuttgartern zu, die am Samstagnachmittag gegen das Diesel-Fahrverbot in Stuttgart auf die Straße gegangen sind. „Grüne raus!“ antwortet ein Teil der rund 700 Versammelten am Neckartor. Einige von ihnen recken AfD-Plakate in die Höhe. Das Parteilogo ist auf Wunsch des Veranstalters abgeklebt. „Ich verstehe diese Demonstrationen als Protest von Bürgern, die unabhängig vom politischen Lager ihren Unmut äußern wollen“, erklärt Joannis Sakkaros (26), der die Demo für den Diesel gemeinsam mit einem Freund ins Leben gerufen hat. „Wenn die AfD regieren würde wäre nichts besser. Ich denke, es spielt kaum eine Rolle, welche Partei am Ruder ist: Der Einzelne hat immer irgendwo das Nachsehen, sobald die Wahlen vorbei sind.“
Sakkaros, selbst in der IG Metall aktiv ist deutlich angesäuert, dass die AfD-nahe Arbeitnehmervertretung „Zentrum Automobil“ damit geworben hat, sie gehe gemeinsam mit den Bürgern auf die Straße. „Ich bin ein sozial engagierter Mensch und deshalb habe ich diese Demonstrationen ins Leben gerufen“, sagt der Porsche-Mitarbeiter. „Das ist keine Veranstaltung des Zentrums.“ Der Zulauf hat sich im Vergleich zur Vorwoche deutlich gesteigert. Viele Diesel-Verfechter sind in Gelbwesten gekommen oder legen das Symbol der französischen Gilets-Jaunes-Bewegung an, sobald es ihnen von Aktivisten in die Hand gedrückt wird. Die Antifaschistische Aktion Aufbau Stuttgart verteilt derweil Flugblätter, in denen sie sich gegen Fahrverbote, aber auch gegen die Instrumentalisierung des Themas durch CDU, AfD und Zentrum Automobil ausspricht.
Sachliche Diskussionen sehen anders aus
„Ich bin wütend!“ prangt es auf einem Schild. Der Unmut der Veranstaltungsteilnehmer ist unverkennbar. Immer wieder werden die Regierenden in Gesprächen als Verbrecher, Drecksäcke oder Geistesgestörte bezeichnet. Sachliche Diskussionen sehen anders aus. Eine Rednerin gießt Öl ins Feuer, indem sie die Grünen pauschal als „Einpeitscher zur Verelendung“ anklagt. Mit ihrem Argument, es gehe um die Umwelt und ihren Lügen über die Schädlichkeit von Feinstaub befördere die Partei den Niedergang. Applaus ist ihr sicher.
Joannis Sakkaros möchte weiterhin versuchen, die Pro-Diesel-Demos vor Vereinnahmungsversuchen zu schützen. „Es ärgert mich, dass sich Heinrich Fiechtner die kommenden Demonstrationstermine gesichert hat“, hält er fest. Ich will nicht, dass unser Anliegen in eine bestimmte Ecke gedrängt wird und ich möchte gerne weiter als neutraler Veranstalter auftreten.“