Ein halbes Jahrhundert kümmern sich die Ehrenamtlichen vom Ditzinger Tierschutzverein schon um in Not geratene Tiere. Die Vorsitzende sieht vieles auf einem guten Weg – ein Problem aber bleibt.

Ditzingen - Ob ein junger Vogel aus dem Nest gefallen ist oder ein Hund herrenlos umher streunt – der Ditzinger Tierschutzverein in oftmals der erste Ansprechpartner, wenn Tiere in Not geraten sind. Seit 1966 haben sich die Ehrenamtlichen dem Schutz der Tiere verschrieben, sie kümmern sich um verletzte oder zugelaufene Tiere. Falls deren Frauchen oder Herrchen nicht aufzufinden sind, bieten sie Pflegestellen an – um die Tiere dann an ein gutes Zuhause zu vermitteln.

 

Für die Mitglieder und vor allem den Vorstand bedeutet das, mehr oder weniger ständig auf Abruf zu sein. Seit 2012 gibt es ein Notfallhandy. Die Vorsitzende Giesela Mayer wechselt sich bei der Bereitschaft mit den stellvertretenden Vorsitzenden Birgit Kordisch und Gerhard Seiz ab. „Das Handy ist wirklich positiv“, sagt Mayer – vorher hätten alle beim damaligen Vorsitzenden Alfons Bräu zuhause angerufen.

Im Fall eines Notfalls verweisen die Tierschützer an die zuständigen Stellen. Fundtiere beispielsweise sind eigentlich Aufgabe der Stadt. Im Zweifelsfall aber kümmern sich die Helfer auch selbst; wenn kein Halter auszumachen ist, nehmen sie die Tiere meist in Pflege. Bei Giesela Mayer zuhause gibt es Platz für Katzen, Kaninchen und Co – und in der Regel sind diese Plätze immer besetzt. Gerade wohnt bei Mayer eine Katze mit vier Jungen , und im Wohnzimmer noch eine trächtige Katze.

Die Urlaubszeit beginnt – und mehr Tiere werden ausgesetzt

230 Mitglieder hat der Verein mittlerweile, Tendenz laut Mayer „stark steigend“. Dass sich so viele Menschen für Tiere engagieren wollen, sieht die Vorsitzende des Tierschutzvereins auch als Konsequenz einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit. Dazu zählen Aktionen wie im Oktober: da informierte der Verein an zwei Tagen über Kaninchen und über Hunde. Auch Prävention ist für den Tierschutzverein wichtig – etwa über artgerechte Haltung aufzuklären. Laut Mayer hat sich beim Denken der Menschen einiges getan: „Viele sind gut informiert.“ Eher problematisch sei dagegen die Haltung von kleinen Tieren wie Kaninchen oder Meerschweinchen. Die werden in Familien mit kleinen Kindern häufig kurzfristig und wenig überlegt angeschafft, sagt Mayer,. „Dabei sind Kaninchen sehr anspruchsvoll.“ Die Folge: Nager gehören zu den häufigsten Fundtieren. Während insgesamt trotzdem vieles für Mayer auf einem guten Weg ist, bleibt das unkontrolliertes Züchten für die Vorsitzende eine große Herausforderung. Mayer ist Befürworterin einer kommunale Kastrationspflicht. Mit der Stadt sei man im Gespräch: „Ich nerve immer wieder“. Im Moment gibt es für die Tierschützer auch ein anderes drängendes Problem: die einsetzende Urlaubszeit. „Die merken wir jetzt schon“, sagt Mayer – und meint damit die vielen Tiere, die angesichts der Reisepläne ihrer Familien lästig geworden sind und kurzerhand ausgesetzt werden. Wenn die Tiere Glück haben, ruft der Finder dann das Notfallhandy vom Tierschutzverein an.