Allmersbach/Stuttgart - Im größten Saal des Landgerichts Stuttgart ist die Verhandlung gegen einen 36-Jährigen wegen Doppelmordes fortgesetzt worden. Eine der wichtigsten Zeuginnen sagte aber in einem kleinen Raum im Untergeschoss aus. Die Noch-Ehefrau des Angeklagten wurde per Video in den Verhandlungsraum zugeschaltet, einer Konfrontation mit ihrem Mann wollte sie aus dem Weg gehen. Schließlich geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Angeklagte auch sie töten wollte.
Der Industriemechaniker aus Mundelsheim (Kreis Ludwigsburg) hatte bereits gestanden, am 21. Juni 2020 in Allmersbach im Tal seine 41-jährige Ex-Freundin und deren 9-jährige Tochter mit einem Schlag auf den Kopf und einem Schnitt durch die Kehle ermordet zu haben. Danach fuhr er zu seiner Noch-Ehefrau in Gaildorf (Landkreis Schwäbisch Hall), um sie ebenfalls zu töten. Vor ihrem Haus kam er aber laut eigener Aussage zur Besinnung und stellte sich in Heilbronn der Polizei.
So beschreibt die Frau den Angeklagten:
Unsicher rutschte die Zeugin immer wieder auf dem Stuhl herum. Mit sicherer Stimme sprach die 39-Jährige aber über ihre Beziehung zu dem Angeklagten. Im Jahr 2006 zusammengekommen, trennten sie sich 2018, lebten aber noch in einer Wohnung. Das gemeinsame Zuhause verließ der Mann nach der Androhung einer einstweiligen Verfügung, nachdem er auf seine schlafende Frau hatte ejakulieren wollen. Die Scheidung ist auf dem Weg.
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Die Zeugin beschrieb den Vater ihrer beiden gemeinsamen Kinder, als einen Menschen, der stets seinen Willen durchsetzen wolle und keine andere Meinung gelten lasse. Passte ihm etwas nicht, wurde er zumindest verbal aggressiv. Obwohl er sie nie geschlagen hatte, fürchtete sie öfter, dass er ihr „eine knallen könnte“. Auch ihre zwölfjährige Tochter und der zehnjährige Sohn sollen vor ihrem Vater Angst gehabt haben. Bei jeder Kleinigkeit soll er in die Luft gegangen sein.
Vom mutmaßlichen Einbruchsversuch bekam sie nichts mit
Von dem Geschehen in der Nacht auf den 21. Juni bekam die Zeugin allerdings nichts mit. Sie erfuhr davon erst am nächsten Morgen von der Polizei, die die Familie in Sicherheit brachte. Die Tür zu ihrem Haus war allerdings beschädigt, im Gerichtssaal gezeigte Fotos zeigten Risse im Schließblech. Die Spurensicherung wies Schuhabdrücke auf der Tür nach. Diese Indizien sprechen gegen die Aussage des Tatverdächtigen, er habe nicht versucht, in die Wohnung einzudringen.
Eine weitere ehemalige Partnerin des mutmaßlichen Täters sagte ebenfalls aus. Mit der 40-Jährigen, die der Angeklagte für sein späteres Opfer verließ, traf sich der 36-Jährige am Morgen nach der Tat in ihrem Haus in Heilbronn. Er habe damals ganz normal auf sie gewirkt, sagte die Zeugin. Als er ihr dann seine Bluttat gestand, glaubte sie ihm nicht. Sie beschrieb den Angeklagten ebenfalls als Menschen, der stets seinen Kopf durchsetzen will. Bedroht gefühlt habe sie sich aber nie. Hinsichtlich des Mordmotivs lieferte die Zeugin neue Einsichten. Ihr Ex-Freund habe ihr erzählt, dass er „ausgetickt“ sei, als er einen anderen Mann, einen 52-jährigen platonischen Bekannten, bei seiner Verflossenen angetroffen hatte. Das Kind tötete er dann angeblich, weil es nicht ohne Mutter leben sollte.