Die unbemannten Hightechwaffen, die – wie jetzt bekannt wurde – mit Unterstützung des Afrika-Hauptquartiers der US-Streitkräfte in Stuttgart eingesetzt werden, sind schon seit Jahren das Herzstück des Arsenals amerikanischer Terrorjäger.

Johannesburg - Ein großes Geheimnis wird daraus nicht gemacht. Lediglich eine von Stacheldraht gekrönte Backsteinmauer schützt das geteerte Flugfeld und den Hangar vor neugierigen Blicken. Spätestens wenn die kleinen Flugobjekte in Richtung Norden abheben, sind sie von Schaulustigen bestens zu beobachten. Bei der Einrichtung gleich außerhalb Niameys, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Niger, handelt es sich um die jüngste Einrichtung der US-Streitkräfte auf afrikanischem Boden: ein Start-und-Lande-Platz für Drohnen, die hier zur Unterstützung des französischen Feldzugs gegen militante Islamisten eingesetzt werden.

 

Die unbemannten Hightechwaffen, die so martialische Namen wie Raubtier (Predator), Raubvogel (Raptor) oder auch Sensenmänner (Reapers) tragen und – wie jetzt bekannt wurde – mit Unterstützung des Afrika-Hauptquartiers der US-Streitkräfte in Stuttgart eingesetzt werden, sind schon seit Jahren das Herzstück des Arsenals amerikanischer Terrorjäger. Im Irak, in Afghanistan und im Jemen wurden die Drohnen zunächst eingesetzt, in Afrika zum ersten Mal Anfang 2007 über dem von Islamisten und Al-Kaida-Kämpfern beherrschten Somalia. Dort legten die fliegenden Spione nach Recherchen des US-Magazins „Wire“ seitdem weit mehr als 25 000 Flugstunden zurück – zunächst als bloße Aufklärungsmaschinen, später auch als Killerbienen.

Kritik am Einsatz der Drohnen hält sich in Afrika in Grenzen

Mindestens neun Mal sollen die mit „Hellfire“-Raketen bestückten Raubvögel nach Recherchen des Londoner Büros für investigativen Journalismus in Somalia zugeschlagen haben. Mindestens 170 Menschen seien dabei getötet worden, unter ihnen 50 vermutlich unschuldige Zivilisten. Auch im Niger wurde zunächst nur die harmlosere Aufklärungsversion der Drohnen, die sogenannten Raben, eingesetzt.

Das könnte sich allerdings bald ändern, denn der Wirkungskreis der aus Mali weitgehend vertriebenen Islamisten dehnt sich immer weiter aus und kommt auch der US-Basis in Niamey immer näher. Erstmals kam es in der vergangenen Woche zu zwei koordinierten Selbstmordanschlägen im Niger, denen mehr als 30 Menschen zum Opfer fielen. Africoms Vereinbarung mit der Regierung in Niamey schließt nicht aus, dass auch von dort aus tödliche Schläge ausgeführt werden. Seine Leute hätten bereits „eine Handvoll hochrangiger Individuen“ mit Verbindungen zu Al-Kaida in der Region identifiziert, teilte US-Streitkräftechef Martin Dempsey jüngst mit – Militärjargon für Islamisten, die zum Abschuss freigegeben sind.

Hatten die US-Verantwortlichen zunächst befürchtet, ihre Präsenz im Niger könnte bei der Bevölkerung zu Protesten führen, so erwies sich die Sorge als unbegründet. Kritik am Einsatz der Drohnen hält sich in Afrika in Grenzen. Die Vereinten Nationen wollen die erschwinglichen Aufklärungsgeräte sogar für ihre eigenen Operationen in der Elfenbeinküste und im Kongo einsetzen. Mit ihrer Hilfe könne sowohl die Zahl der Blauhelme wie die Gefahr für ihren Leib und ihr Leben deutlich reduziert werden, gab UN-Generalsekretär Ban Ki-moon bei seinem jüngsten Besuch im Ostkongo zu verstehen: Bereits in wenigen Monaten sollen die ferngesteuerten Raben über dem partout nicht zur Ruhe kommenden Bürgerkriegsgebiet fliegen.