Die Duale Hochschule in Stuttgart verzeichnet zwar leichte Verluste bei Studiengängen der Technik, Wirtschaft und des Sozialwesens, dafür wachsen die Gesundheitsstudiengänge zweistellig. Auch räumlich stellt sich die DHBW neu auf.

Stuttgart - Der deutliche Rückgang der Studierendenzahlen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart (DHBW) vom Herbst 2020, dem ersten Coronajahr, ist aktuell gebremst. Damals war die Zahl der Studienanfänger um zehn Prozent eingebrochen, jetzt sind es nur noch drei Prozent weniger Anfänger. Das sind 2650 der insgesamt 7916 Studierenden. „Wegen der Coronapandemie und der Konjunkturentwicklung haben wir einen stärkeren Rückgang befürchtet“, sagt DHBW-Rektor Joachim Weber. Denn anders als die anderen Hochschulen sucht sich die Duale Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart (DHBW) ihre Studierenden nicht selbst aus. Sondern die Betriebe als duale Partner entscheiden, wen sie nehmen. „Die Firmen tun sich schwer, Studierende zu finden, die die Anforderungen erfüllen“, berichtet Weber – „nicht nur im Mint-Bereich, auch in BWL“. Es gehe dabei um die fachlichen, aber auch persönlichen Voraussetzungen. „Die Noten sind nicht zwingend erheblich – das Paket muss stimmen.“

 

Dazu gehöre auch „der Wille, das Studium in einer gewissen Zeit durchzuziehen“, so der Rektor. Wer einmal angefangen habe, bleibe aber meist auch dabei. „Bei uns sind die Abbrecherquoten gering.“ Mit rund zehn bis 15 Prozent liege die DHBW deutlich unter denen anderer Hochschulen.

Die Gesundheitsstudiengänge haben den höchsten Zuwachs

Bei den Technikstudiengängen mit rund 900 Anfängern liegt der aktuelle Rückgang bei sechs Prozent, im Sozialwesen mit 350 Anfängern bei drei Prozent. Dass der Bereich Wirtschaft mit 1400 Anfängern nur um ein Prozent rückläufig ist, liegt ein kleines bisschen auch an den Gesundheitsstudiengängen, die mit 200 Anfängerinnen um elf Prozent zugelegt haben und die Akademisierung der Pflegeberufe und der Hebammen vorantreiben. Und wenn, wie etwa im Maschinenbau, ein Studiengang nicht mehr so nachgefragt ist, fahre man das Angebot zurück, erklärt Weber. Als Neuausrichtung dieses Bereichs biete die DHBW seit 1. Oktober zusätzlich „Embedded Systems“ an, einen deutschsprachigen Bachelor zwischen Mechatronik, Elektronik und Informatik. „Wir machen das atmend“, so Weber. Möglich seien solche flexiblen Nachjustierungen durch die vielen Lehrbeauftragten: 3000 – gegenüber 207 regulären Professuren. Die Studiengänge würden gemeinsam mit den Firmen entwickelt und weiterentwickelt.

Die räumliche Arrondierung braucht noch etwas Zeit

Derzeit ist die DHBW noch auf 21 Einzelstandorte in der Stadt verteilt. Webers Idee, „alles an einem Standort zusammenzubringen“, wird sich so wohl nicht realisieren lassen. Allerdings haben neben der Fakultät Sozialwesen, die an der Rotebühlstraße 131 ansässig ist, seit einem Jahr auch Rektorat mit Verwaltung und zentralen Einrichtungen wie Studienberatung, Rechenzentrum und Auslandsamt eine einheitliche Adresse: direkt nebenan in einem vorzeigbaren Gründerzeithaus in der Rotebühlstraße 131. Gut erreichbar via S-Bahn und Bus an der Haltestelle Schwabstraße, wenngleich ohne Campuscharakter.

Der Neubau für die Technikfakultät mit ihren knapp 3000 Studierenden hätte schon vor zwei Jahren fertig sein sollen, doch auf der Baustelle im Zwickel zwischen Hegel-, Lerchen- und Rosenbergstraße klemmt es. Das markante Gebäude mit der Glaskuppel solle „ein sichtbares Schaufenster sein“, so Weber, und mit zeitgemäßen Laboreinrichtungen. „Wir hoffen, dass wir es in einem Jahr in Betrieb nehmen.“

Auch Wirtschaftsfakultät muss sich noch gedulden

Das Baufenster für einen Neubau der Wirtschaftsfakultät, die mit ihren 4000 Studierenden auf neun Standorte verteilt ist, steht bereits fest: für den Zwickel Lerchen-, Hegel- und Seidenstraße, derzeit noch eine Grünfläche mit Parkplatz, gebe es einen Ideenwettbewerb. Als Zwischennutzung habe man die Idee, im Rahmen eines Reallabors temporäres Wohnen für Studierende zu ermöglichen. „Aber wir sind durch Corona völlig ausgebremst worden“, sagt der Rektor.

An einem gemeinsamen Hochschulcampus wird noch gebastelt

Auch die Idee, gemeinsam mit der Uni Stuttgart und der Hochschule für Technik (HFT) an einem Innenstadtcampus zu basteln, scheint noch keine Fahrt aufgenommen zu haben. In einer Machbarkeitsstudie, die von den Hochschulbibliotheken initiiert wurde und vom Land gefördert wird, soll zunächst geprüft werden, ob es ein gemeinsames Haus geben kann, das die Hochschulnachbarn besser miteinander vernetzt und nicht ausschließlich Bibliothek und Lernzentrum ist, sondern auch in die Öffentlichkeit ausstrahlt. Das Ziel, im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2027 ein „Wissenschaftsquartier in der Innenstadt“ zu präsentieren, wie vor vier Jahren bei einem Symposium der Uni Stuttgart angekündigt, ist bisher noch wenig konkret.