Einst waren Vermüllung, Lärm und Gewalt im Ludwigsburger Akademiehof an der Tagesordnung. Diese Zeiten sind offenbar vorbei, die Halbjahresbilanz der Stadt fällt positiv aus.

Volontäre: Maximilian Kroh (kro)

Wenn es in der Vergangenheit einen Ort gab, um den viele Ludwigsburger Bürger abends lieber einen großen Bogen machten, dann war das der Akademiehof. Immer wieder machte der Platz im negativen Sinne von sich reden, Vermüllung, Lärm und Gewalt waren an quasi jedem Wochenende ein Thema. Erst zog die Stadt radikal die Reißleine, dann änderte sie ihr Konzept, setzte auf einen Gastro-Wagen und feste Programmpunkte. Offenbar mit Erfolg, die Stadt zieht nunmehr eine positive Zwischenbilanz.

 

Besagte Bilanz klingt fast ein bisschen zu schön, um wahr zu sein, aber an gravierende Zwischenfälle in diesem Jahr kann sich von Seiten der Stadt niemand erinnern. „Wir holen den Platz langsam aus seinem alten Image heraus“, sagt Bürgermeister Sebastian Mannl. Ein paar unschöne Situationen habe es gegeben, Mannls Referent Jan-Philipp Thoma schätzt diese allerdings als „unproblematisch“ ein: „Nichts davon hatte eine Qualität wie in Pandemiezeiten.“

Damals war die Polizei an den Wochenenden quasi im Dauereinsatz auf dem Akademiehof, andauernd gab es Schlägereien, bepinkelte Ecken oder Sachbeschädigungen. Im Herbst 2021 wurde die Situation so schlimm, dass beispielsweise das am Akademiehof gelegene Hotel CampusZwei in den Nächten von Freitag bis Sonntag keine Zimmer mehr vermietete. Auch die Stadt traf um diese Zeit härtere Maßnahmen, sprach für einige Zeit ein Verweilverbot an den Wochenenden zwischen 23 und 6 Uhr aus.

Die Wende brachten aber erst die Beratungen der Arbeitsgruppe „Sicherer Akademiehof“, in der sich Stadt, Polizei, Akademien, Anrainer und weitere Beteiligte zusammengetan hatten, um ein neues Konzept für 2022 zu erarbeiten. Vor allem die „Thilda“, ein Gastro-Wagen, in dem Betreiber Islam Kryeziu nachmittags und abends Getränke anbietet, zeigte große Wirkung. „Wahrscheinlich bringt schon die dauerhafte Präsenz des Wagens viel“, schätzt Kryeziu, der auch als Pächter der Kneipe Flint Aktionen auf dem Akademiehof veranstaltet. „Wir werden auch als Ansprechpartner im Notfall wahrgenommen.“ Notwendig gewesen sei das bisher allerdings erst einmal, als ein Jugendlicher nach einer Auseinandersetzung Schutz in der „Thilda“ suchte.

Ein bis zwei Veranstaltung pro Monat gibt es auf dem Akademiehof momentan, „wir wollen den Platz auch nicht überfrachten“, erklärt Thoma. Ein Salsa-Abend fand in diesem Jahr bereits statt, das Flint veranstaltete Quiz-Abende, auch ein Live-Konzert gab es schon. Geplant sind für dieses Jahr unter anderem noch ein Outdoor-Games-Abend, ein Mitternachtskino sowie im Oktober ein Konzert zum Saisonabschluss.

„Es gibt unterschiedliche Angebote für unterschiedliche Gruppen“, sagt Patrick Burtchen, städtischer Abteilungsleiter Jugend. „Für uns scheint es gut zu funktionieren, den Akademiehof für alle Bürger nutzbar zu machen und nicht zu versuchen, die Problemgruppen fernzuhalten.“

Die Leute kommen gezielt zu den Veranstaltungen

Einsatzkräfte von Polizei und Ordnungsdienst sind weiterhin unterwegs, sollen sich aber bewusst im Hintergrund halten. Bei einer Schlägerei Anfang Juli griffen sie in großer Personenzahl schnell ein – „auf die Atmosphäre im Akademiehof hatte das aber überhaupt keine Auswirkungen“, sagt Islam Kryeziu. Die eigens installierte Flutlichtanlage, die das Areal im Ernstfall innerhalb von Sekunden beleuchtet, kam bislang ebenfalls noch nicht zum Einsatz. Ein Ausweichort, an dem es stattdessen Krawalle gibt, sei indes nicht auszumachen. „Das hat uns vielleicht sogar noch mehr überrascht“, räumt Bürgermeister Mannl ein.

„Die Leute kommen gezielt zu uns, ob an die Bar oder zu den Veranstaltungen“, fasst Gastronom Kryeziu seine Eindrücke zusammen. „Und wenn sich das Publikum mischt, passen sich auch alle an die Atmosphäre an.“