Gesa Ebert aus Birkach hat das Bundesverdienstkreuz für ihr ehrenamtliches Engagement bekommen.Ihre erste Reaktion darauf war verhalten.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Birkach - Der Anruf kam am 7. Februar, zwei Tage vor ihrem Geburtstag. Das Staatsministerium war dran. „Die Frau am Telefon hat gesagt, dass mir der Bundespräsident das Bundesverdienstkreuz zugesprochen hat“, sagt Gesa Ebert. „Ich war dann erst mal still.“ Und das nicht, weil sie sich so sehr gefreut hat. Im Gegenteil. Sie hält nichts von solchen Orden, und sie hat sich gefragt: „Will ich das überhaupt von diesem Bundespräsidenten?“

 

Das Verdienstkreuz, das heute in Birkach hängt, gehörte wohl zu den letzten Amtshandlungen von Christian Wulff. Als es Gesa Ebert Ende April in der Villa Reitzenstein verliehen worden ist, war Wulff längst Bundespräsident außer Dienst. Nach den ersten Momenten des Zweifelns hat Gesa Ebert die Ehre nämlich doch angenommen. „Ich kann ja nicht einfach Nein sagen“, sagt sie. „Da steckt ein Haufen Arbeit von den Frauen dahinter, die das beantragt haben.“ Außerdem sei das Kreuz nicht nur eine Auszeichnung für sie als Person, sondern für den ganzen Verband.

Der Name hat sich zweimal geändert, die Arbeit nicht

Gesa Ebert engagiert sich seit fast drei Jahrzehnten für den „Verband der Familienfrauen und -männer“. Als der Zusammenschluss in den 70er Jahren gegründet worden ist, hat er sich Hausfrauen-Gewerkschaft genannt. Das gab allerdings Ärger – mit den Hausfrauen und mit den Gewerkschaften. Weil der zweite Name allerdings recht sperrig daherkommt, ist er vor wenigen Tagen erneut geändert worden: in Verband Familienarbeit.

Der Titel hat gewechselt, die Aufgaben sind über die Jahre dieselben geblieben. Gesa Ebert und ihre Mitstreiterinnen setzen sich dafür ein, dass anerkannt wird, wenn Eltern eine Zeit lang daheim bleiben, um die Kinder großzuziehen. Der Idealzustand wäre, wenn die Eltern für diese Arbeit zu Hause ein Gehalt bekommen würden. Und damit meint Gesa Ebert nicht das umstrittene Betreuungsgeld von monatlichen 150 Euro. Diese Summe ist ihr schlicht zu mickrig.

Die 59-jährige Frau aus Birkach ist ein Verbandsmitglied der ersten Stunde. Lange Jahre war Gesa Ebert die stellvertretende Bundesvorsitzende, Ende der 80er Jahre hat sie den Landesverband und später die Stuttgarter Gruppe aufgebaut. Geld hat sie dafür nie bekommen, es war stets ein Ehrenamt. Daher nun auch das Bundesverdienstkreuz.

Gesa Ebert ist schier zusammengebrochen

Vor eineinhalb Jahren hat Gesa Ebert ihre Ämter zur Verfügung gestellt. „Es ist zu viel geworden“, sagt sie. Sie gehöre zu den Menschen, die sich nicht ein bisschen engagieren können, sondern immer nur voll und ganz. Zweimal musste sie an den Punkt kommen, wo sie schier zusammengebrochen wäre. Dann hat Gesa Ebert die Notbremse gezogen. Jetzt erledigt sie nur noch Schriftkram und sortiert die Ablage.

Dass sie sich vor anderthalb Jahren zurückgezogen hat, war letztlich Glück im Unglück. Denn im Januar 2011 ist etwas Unvorhersehbares in ihrem Leben geschehen. Ihr Mann Jochen ist überraschend gestorben. Ein Vierteljahr zuvor hatte sich herausgestellt, dass er einen Riss in der Aorta hatte. Die Ärzte haben ihn operiert, und er ist für vier Wochen in die Reha. Am vierten Arbeitstag nach seinem Krankenstand ist er morgens um acht Uhr am Schreibtisch zusammengebrochen. Gesa Ebert hat die vergangenen Monate gebraucht, um den Verlust zu verarbeiten.

Ihr Mann ist vor anderthalb Jahren gestorben

Ihr Jochen hat also nicht mehr erfahren, dass seine Frau vom Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland das Verdienstkreuz bekommen hat. Da der Orden Gesa Ebert wenig bedeutet, spielt es für sie keine Rolle. Sie weiß nicht mal, ob und wann sie den Anstecker tragen soll. Zur Verleihung gab es einen Merkzettel, auf dem geschrieben steht, zu welchen Anlässen sich der Geehrte das Kreuz ans Sakko hängen soll.

Ehrlich gesagt, ist der Orden optisch nicht nach Gesa Eberts Geschmack. „Er sieht ein bisschen militärisch aus, oder?“, sagt sie und hält ihn an ihre Brust. „Er ist irre schwer und passt doch eher an eine Männerbrust.“ Sie wird das Verdienstkreuz trotzdem irgendwann tragen, auch als Frau oder besser: gerade als Frau. Schließlich ist sie wegen ihres Engagements für Hausfrauen geehrt worden.