Auf den Stuttgarter Friedhöfen finden sich 21 Ehrengräber: Das Rathaus zollt damit Personen Anerkennung, die sich um die Stadt verdient gemacht haben. Der verstorbene Alt-OB erhält nun das 22. Ehrengrab; es ist das erste in Sillenbuch.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Verglichen mit anderen Städten ist Stuttgart sehr zurückhaltend, was die Verleihung eines Ehrengrabes anbetrifft: In Berlin gibt es 800, allein auf dem Wiener Zentralfriedhof sollen es 1000 Ehrengräber sein – in Stuttgart dagegen haben in den letzten 150 Jahren nur 21 Persönlichkeiten diese Auszeichnung nach ihrem Tod erhalten. Für OB Fritz Kuhn war es nun aber eine Selbstverständlichkeit, dass die Stadt Manfred Rommel mit einem solchen Ehrengrab würdigen wird.

 

Nach den Richtlinien Stuttgarts übernimmt die Stadt bei einem Ehrengrab mindestens 30 Jahre lang die Pflege und den Unterhalt. Dazu gehört auch ein Gebinde oder ein Blumenstrauß am Geburtstag und am Todestag. „Selbstverständlich geschieht dies in Absprache mit der Familie“, sagt Stuttgarts Sprecher Sven Matis. Ein Ehrengrab kann erhalten, wer wie Manfred Rommel Ehrenbürger war; auch bedeutende Persönlichkeiten, die, wie es in der Richtlinie heißt, „der Landeshauptstadt Stuttgart in besonderer Weise verbunden waren“, können damit geehrt werden. Rund 10 000 Euro gibt Stuttgart jährlich für die Ehrengräber aus.

Ehrengräber in Stuttgart (Stand: Mai 2013)


Die beiden ältesten noch bestehenden Ehrengräber in Stuttgart sind jene von Eduard Mörike (verstorben 1875) auf dem Pragfriedhof und von Ferdinand Freiligrath, der ebenfalls ein Schriftsteller war; er starb 1876 und ist auf dem Uffkirchhof in Bad Cannstatt begraben. Viele Menschen, denen Stuttgart ein Ehrengrab zuerkannt hat, sind bis heute fast jedem Kind bekannt, wie Gottlieb Daimler oder Theodor Heuss. Bei einer ganzen Reihe aber werden viele nachfragen: Wer weiß schon noch, dass Eduard von Pfeiffer ein vermögender Bankier war, der sein Vermögen ähnlich wie Robert Bosch immer als Verpflichtung sah, sich für die Gemeinschaft einzusetzen? Das jüngste Ehrengrab hat 1990 der frühere Ministerpräsident Gebhard Müller erhalten.

Die Ehrengräber sollen nach Möglichkeiten an repräsentativen Orten eingerichtet werden. Daher liegen 17 der 21 Ehrengräber auf dem Wald- und auf dem Pragfriedhof. Auf dem Waldfriedhof ruhen auch Manfred Rommels Vorgänger Arnulf Klett (OB von 1945 bis 1974), Karl Lautenschlager (OB von 1911 bis 1933), beide ebenfalls in Ehrengräbern. Auf Wunsch der Familie wird Manfred Rommel aber auf dem Ostfilderfriedhof in Rommels Heimat Sillenbuch bestattet. Es ist das erste Ehrengrab dort.

Rund 700 Gräber werden als erhaltenswert eingestuft

Neben den Ehrengräbern gibt es auf den Stuttgarter Friedhöfen rund 700 Grabstätten, die erhaltenswert sind oder sogar unter Denkmalschutz stehen, weil dort bedeutende Persönlichkeiten ruhen oder das Grabmal herausragende Bedeutung besitzt. So steht der Hoppenlau-Friedhof, der 1626 eröffnet wurde und damit der älteste Kirchhof der Stadt ist, in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz, trotz vieler auch tiefgreifender Umgestaltungen. Dort liegen Wilhelm Hauff, Gustav Schwab und der Verleger Johann Friedrich Cotta begraben. Im Moment ist man dabei, die Grabmäler mit teils extremen Schäden zu kartieren, um dann die Sanierung des Friedhofs in Angriff zu nehmen.