Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Altkanzlerin Angela Merkel am Montag in Berlin den höchsten deutschen Verdienstorden verliehen.

In Berlin hat Frank-Walter Steinmeier am Montag Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) den höchsten deutschen Verdienstorden verliehen und sie als „beispiellose Politikerin“ gewürdigt. Als Naturwissenschaftlerin aus Ostdeutschland habe sich Merkel „ohne Vorbilder und ohne Seilschaften ihren Weg durchs parteipolitische Unterholz suchen und bahnen“ müssen, sagte der Bundespräsident. Der Orden gelte den „herausragenden“ Verdiensten der Altkanzlerin um Deutschland. Diese bedankte sich bei der Zeremonie bei früheren Weggefährten.

 

Merkel erhielt aus Steinmeiers Händen das „Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung“. Zuvor war dieses nur zweimal vergeben worden, an die früheren Bundeskanzler Konrad Adenauer und Helmut Kohl.

Steinmeier spricht von „herausragenden Fähigkeiten“

Steinmeier sprach von „drei herausragenden Fähigkeiten“ Merkels: Diese seien das „Beharren auf Fakten“, „die Kunst des Verhandelns und die Fähigkeit zum Kompromiss“ sowie die „Unbeirrbarkeit“, mit der Merkel „ganz grundsätzliche Prinzipien unseres Staates“ hochgehalten habe. Hinzu komme die Fähigkeit, auch Fehler anzuerkennen und zu korrigieren.

„Vielleicht mögen das manche als Schwäche gesehen haben“, sagte Steinmeier. „Aber es ist doch genau umgekehrt: Es ist eine Stärke, dass Sie diese Kraft zur Selbstkorrektur vorgelebt haben.“ Auch dies mache „die Größe Ihrer Kanzlerschaft aus und war auch ein Grund für die Dauer Ihrer Amtszeit“.

In ihrer Rede bei der Verleihung dankte Merkel früheren Weggefährtinnen und Weggefährten. Unter anderen die frühere Bundesbildungsministern Annette Schavan und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die unter Merkel verschiedene Bundesministerien geführt hatte, waren im Schloss Bellevue anwesend. Wie die Altkanzlerin sagte, hätten ihr beide Frauen geholfen, „durch dick und dünn“ zu gehen.

Auch ihre früheren Kanzleramtschefs - Thomas de Maizière, Ronald Pofalla, Peter Altmaier und Helge Braun - waren zugegen. „Man kann sagen, keiner hat’s länger als vier Jahre ausgehalten“, sagte Merkel. „Es ist ein Knüppeljob.“ Sie dankte den vier Männern für ihre „unglaubliche Loyalität“.

Steffen Seibert, Jürgen Klinsmann und weitere anwesend

Zu den weiteren Anwesenden, die von Merkel jeweils einzeln angesprochen wurden, zählten ihr einstiger Regierungssprecher Steffen Seibert und ihre frühere enge Beraterin Eva Christiansen. Auch der Schauspieler Ulrich Matthes, ein Freund von Merkel, war zugegen, außerdem der frühere Trainer der Fußballnationalmannschaft der Männer, Jürgen Klinsmann. „Der passt nicht so ganz ins Konzept, denn besonders sportlich bin ich nicht“, sagte Merkel. Sie hätten einander aber „nie aus den Augen verloren“. 

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war bei der Ordensverleihung dabei. Merkel bedauerte, dass ihre verstorbenen Eltern die Veranstaltung nicht miterleben konnten. Anwesend waren ihr Bruder, ihre Schwester, ihr Ehemann Joachim Sauer und dessen Sohn. Ihr Mann habe in ihrer Amtszeit „vieles auszuhalten“ gehabt, sagte Merkel. Insgesamt stünden die geladenen Gäste dafür, „dass ganz viele Menschen dazugehören, wenn man 16 Jahre Bundeskanzlerin ist“.

Keine Mitglieder der aktuellen CDU-Spitze dabei

Bei der Zeremonie waren keine Mitglieder der aktuellen CDU-Spitze dabei. Der Parteivorsitzende Friedrich Merz war früher ein scharfer innerparteilicher Konkurrent Merkels. Er sagte auf einer Pressekonferenz am Montagnachmittag, es sei die „souveräne Entscheidung“ der Altkanzlerin, wen sie zu der Veranstaltung einlade.

An der Ordensvergabe an Merkel hatte es im Vorfeld Kritik auch aus der CDU gegeben. Parteivize Carsten Linnemann sagte in der Sendung „Frühstart“ von RTL und ntv, es sei offenkundig, dass Merkel „große Verdienste hat, gerade international“. Sie habe aber „auch Fehler gemacht, sogar eklatante“.

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschlands (RND), am Ende von Merkels Amtszeit sei „unser Land in keinem guten Zustand“ gewesen. Linke-Chef Martin Schirdewan sagte dem RND, Merkels Bilanz sei „zwiespältig und bedarf eher einer kritischen Aufarbeitung als einer Auszeichnung“.