In vielen Parks hängen jetzt wieder Warnungen vor dem Eichen-Prozessionsspinner. Das Insekt kann aber auch in Gärten unterwegs sein. Wie soll man mit den giftigen Raupen und ihren Gespinsten umgehen? Hier einige Tipps.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Eichen-Prozessionsspinner: Das ist ein langer Name für ein sehr kleines Tier, das im Raupenstadium aber ziemlich gefährlich werden kann. Denn seine Brennhaare enthalten Nesselgift. Die Folgen bei Kontakt: Hautrötungen und Juckreiz, seltener Reizungen von Atemwegen und Augen, noch seltener Fieber und Kreislaufreaktionen. Was ist zu tun, wenn sich auf einer Eiche im eigenen Garten die giftigen Tiere oder Nester finden?

 
Eichen-Prozessionsspinner auf einem Blatt. Foto: dpa/Soeren Stache

Bekämpfung am besten Profis überlassen

Die Bekämpfung sollten Sie besser Profis überlassen, raten die Verbraucherzentrale NRW und der Verband Wohneigentum NRW. Meist sammeln sich die Raupen in Gespinsten an einer Stelle oder wenigen Stellen im Baum.

In Deutschland sind infolge der Massenvermehrungen mittlerweile alle Bundesländer betroffen, am stärksten Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Foto: Imago/M. Henning
Ole Theisinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Wald und Holz NRW, zielt mit seinem Paintball-Gewehr auf ein Gespinst mit Eichen-Prozessionsspinner-Raupen. Foto: dpa/Christoph Reichwein

Nach Berührung Kleidung wechseln

Fassen Sie Raupen und/oder Gespnste auf keinen Fall an. Sollte das aus Versehen bereits passiert sein, wechseln Sie möglichst schnell die Kleidung, duschen Sie und waschen Sie auch Ihre Haare.

Bäume absperren

Der befallene Baum sollte großräumig abgesperrt werden. Halten Sie die Fenster bei Wind geschlossen. Falls der Baum nahe am Haus steht, lassen Sie die Fenster bis zur Beseitigung der Raupen zu.

Die sehr feinen Brennhaare der Raupe, die ein Eiweißgift namens Thaumetopoein enthalten, können beim Menschen eine Raupendermatitis auslösen. Foto: Imago/Robert Poorten
Eichenprozessionsspinner haben sich auf dem Blatt einer Eiche zu einem Knäuel zusammengeballt. Foto: dpa/Soeren Stache

Nachbarn und Behörden informieren

Informieren Sie Ihre Nachbarn sowie die zuständigen Behörden, auch wenn es in Deutschland keine Meldepflicht gibt. Zuständig ist je nach Kommune das Umwelt-, Grünflächen-, Garten-, Gesundheits- oder Ordnungsamt. Die Behörden wissen auch, ob und welche Maßnahmen im Umkreis bereits gegen den Eichen-Prozessionsspinner laufen.

Die Raupenhaare sind lange haltbar und reichern sich über mehrere Jahre in der Umgebung an, besonders im Unterholz und im Bodenbewuchs Foto: Imago/Imagebroker
Der Kontakt führt zu starken Hautreizungen. Foto: Imago/Steffen Schellhorn

Fachleute engagieren

Lassen Sie den Eichen-Prozessionsspinner nur von Fachleuten entfernen und bekämpfen. Diese passen ihre Maßnahmen dem Entwicklungsstadium der Raupen an und sind entsprechend ausgerüstet. Die Verbraucherzentrale NRW rät bei starkem Befall dazu, sich an den Verein zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung oder den Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verband zu wenden.

Übrigens: Die Kosten für die Bekämpfung müssen Sie als Hauseigentümer selbst bezahlen. Ein Teil der Lohn- und Anfahrtskosten ist aber steuerlich absetzbar, erklärt der Verband Wohneigentum NRW.

Info: Raupendermatitis

Raupendermatitis
Für den Menschen gefährlich sind die Haare ab dem dritten Larvenstadium (Mai, Juni) des Eichen-Prozessionsspinners. Sie halten sich auch an den Kleidern und Schuhen und lösen bei Berührungen Rötungen, Konjunktivitis, manchmal auch Keratitis oder sogar Uveitis aus. Die (fast unsichtbaren) Brennhaare dringen leicht in die Haut und Schleimhaut ein und setzen sich dort mit ihren Häkchen fest. Die Raupendermatitis kann sich in drei verschiedenen klinischen Erscheinungsbildern zeigen:

Kontakt-Urtikaria
Quaddeln

toxische irritative Dermatitis
Reiz auslösende Hautentzündung

anhaltende Papeln
Knötchen, die an Insektenstichreaktionen erinnern

Therapie
Die Hautreaktionen halten (unbehandelt) oft ein bis zwei Wochen an. Meist sind alle Hautbereiche betroffen, die nicht bedeckt waren. Die Haut- und Schleimhauterscheinungen können mit Kortisolpräparaten behandelt werden. Gegen den Juckreiz helfen Antihistaminika. Reizungen an Mund- und Nasenschleimhaut durch Einatmen der Haare können zu Bronchitis, schmerzhaftem Husten und Asthma führen. Hier wären Kortisonsprays und Sprays mit Bronchien-erweiternden Mitteln erforderlich.