Tippi Hedren, die am Sonntag neunzig Jahre alt wird, ist die Frau, die von „Vögeln“ attackiert wurde – und vom Regisseur Alfred Hitchcock, der seine Hauptdarstellerin sexuell belästigte. Lange vor der aktuellen Metoo-Bewegung ist die Schauspielerin damit an die Öffentlichkeit gegangen.
Los Angeles - Ihr Filmdebüt liegt viele Jahrzehnte zurück. Doch Tippi Hedrens Auftritt in Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ (1963) ist unvergesslich. Der Horrorklassiker, in dem Vogelschwärme ein Dorf und seine Bewohner attackieren, machte die zarte blonde Schauspielerin über Nacht zum Star. Hedren war damals 33 Jahre alt. An diesem Sonntag feiert die Hollywood-Ikone mit jetzt silbergrauem Haar ihren 90. Geburtstag.
Das Alter ist Hedren kaum anzumerken. „Mom ist ein Party Girl von damals“, schrieb ihre Tochter, die Schauspielerin Melanie Griffith (62, „Die Waffen der Frauen“), auf Instagram zu einem Foto der früheren Leinwandschönheit: „Hohe Absätze und Leggins, künstlicher Pelz, Diamanten und Wein.“ Mit fast 90 würde ihre Mutter immer noch alle bezaubern, kommentierte Griffith.
Ihr eleganter Sex-Appeal und die leicht unterkühlte, vornehme Ausstrahlung war auch dem Regisseur Alfred Hitchcock aufgefallen. Der Brite war schon längst durch Filme wie „Das Fenster zum Hof“,„Vertigo“ und „Psycho“ berühmt, als er 1961 einen Werbefilm für einen Diät-Shake mit Hedren sah. Er gab dem blonden Model gleich einen Siebenjahresvertrag und die Hauptrolle in „Die Vögel“. Auch für den Thriller „Marnie“ an der Seite von Sean Connery holte Hitchcock die Schauspielerin wieder vor die Kamera.
Er machte aus Hedren einen Star, aber zugleich habe er auch ihre Karriere zerstört, erzählte die Schauspielerin in späteren Interviews. Hedren wäre heute ein typischer Fall der #MeToo-Bewegung. Frauen melden sich zu Wort, die Männern im Showgeschäft, etwa dem Filmproduzenten Harvey Weinstein, sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch vorwerfen.
Hedren war nach eigenen Worten vom verheirateten Hitchcock immer wieder sexuell bedrängt worden. Sie habe ihn ständig abgeblockt und nie ein Verhältnis mit ihm haben wollen, sagte Hedren 2012 im Interview mit der „New York Times“. Er habe sie aus Rache nicht aus dem Vertrag gelassen. Dadurch konnte sie nicht mit anderen Regisseuren drehen. „Ich wäre ein großer Star geworden, wenn er nicht meine Karriere blockiert hätte“, glaubt Hedren. Doch zugleich bewundert sie den 1980 gestorbenen Filmemacher. „Keiner in dieser Welt machte Filme wie er. Niemand“, sagte Hedren.
Hedren spielte noch in Charlie Chaplins letztem Regiewerk, der Komödie „Die Gräfin von Hongkong“ (1967), mit. Es gab weitere Rollen, doch nichts reichte an den Erfolg ihrer Hitchcock-Filme heran.