Die Kosten für den Neubau der John-Cranko-Schule am Urbansplatz werden nochmals reduziert. Gleichzeitig stellen Stadt und Land aber zusätzliches Geld für die Innenausstattung zur Verfügung.

Stuttgart - Im Streit über die Kostenexplosion für den Neubau der John-Cranko-Ballettschule am Urbansplatz haben sich Vertreter von Land, Stadt und Staatstheater auf weitere Einsparungen in Höhe von 3,1 Millionen Euro verständigt. Zuzüglich der bereits einvernehmlich beschlossenen Abstriche etwa bei der Qualität der Innenausstattung sowie beim Schallschutz im Umfang von 2,2 Millionen Euro soll der Bau der Schule mit angeschlossenem Internat nun statt 50,2 Millionen nur noch 44,9 Millionen einschließlich eines Risikopuffers von rund fünf Millionen Euro kosten.

 

Ursprünglich hatten Land und Stadt, die das Projekt gemeinsam jeweils zur Hälfte finanzieren, einen Kostendeckel von 32 Millionen Euro ausgemacht. Der Projektsteuerer Drees & Sommer hatte dann aber im Frühjahr eine Expertise vorgelegt, in der Gesamtkosten von mehr als 50 Millionen Euro prognostiziert worden waren (die StZ berichtete). Dies hatte insbesondere im Gemeinderat der Landeshauptstadt massive Kritik hervorgerufen.

Landesbauverwaltung stand in der Kritik

Stadträte quer durch alle Fraktionen attestierten der für das Projekt zuständigen Landesbauverwaltung schwere Versäumnisse bei Planung und Kalkulation des Projekts. Unter anderem wurde die schwierige Hanglage des Grundstücks zwischen Wera- und Urbanstraße als Kostentreiber kritisiert und ein neuer Standortsuchlauf gefordert. Auch OB Fritz Kuhn (Grüne) hatte sich zunächst schockiert über die Kostenexplosion gezeigt und harte Verhandlungen mit dem Land über die Aufteilung der Mehrkosten angekündigt. Nach ersten Gesprächen bekannte sich der Rathauschef aber klar zum Standort des Neubaus und zur hälftigen Finanzierung der Baukosten.

Der Landesrechnungshof wiederum hatte das Anspruchsdenken der Ballettintendanz gerügt und unter anderem die Sinnhaftigkeit einer integrierten Probenbühne für die Spitzentänzer der Stuttgarter Ballettcompagnie infrage gestellt. Die von Chefprüfer Armin-Hagen Berberich in diesem Zusammenhang gebrauchte Metapher von der „kleinen Raupe Nimmersatt“ brachte den geschäftsführenden Intendanten der Württembergischen Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, auf die Palme. Die Methodik der Rechnungsprüfer sei „unseriös“, keilte er in der StZ zurück.

Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung umfassen die nun beschlossenen zusätzlichen Einsparungen im Wesentlichen den Verzicht auf die Innenausstattung des Probenzentrums für die Ballettcompagnie. Ein Gutteil der Kosten für das Interieur (Kostenpunkt: 2,2 Millionen Euro) soll stattdessen durch Sponsoren finanziert werden. Weitere 900 000 Euro sollen bei der Gestaltung der Fassade des Gebäudes wegfallen.

Ministerpräsident Kretschmann spricht von „Durchbruch“

Landesregierung und Stadtverwaltung begrüßten das Verhandlungsergebnis. „Nach 17 Jahren ist der Durchbruch gelungen, darüber sind wir sehr froh“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag auf der wöchentlichen Regierungspressekonferenz. Er sprach von einem kulturpolitisch wichtigen Signal. Seine Parteifreundin, die Kunstministerin Theresia Bauer, betonte, die Landesregierung sei stolz auf die weltweit renommierte Ballettschule: Die Förderung von Exzellenz und Vielfalt sei der grün-roten Landesregierung ein großes Anliegen. Finanzstaatssekretär Ingo Rust (SPD) freute sich ebenfalls über die „einvernehmlich“ getroffenen Sparbeschlüsse, und Stuttgarts Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) erklärte, mit der Entscheidung werde Stuttgarts Ruf als Ballettstadt von Weltrang, aber auch der Kulturstandort Stuttgart nachhaltig gestärkt.

Auch die Württembergischen Staatstheater können mit den getroffenen Sparbeschlüssen leben, obwohl die Mittel für die von der Ballettintendanz für unverzichtbar erklärte Probenbühne für die Spitzentänzer nun bei privaten Sponsoren eingeworben werden müssen. „Mit der Entscheidung für den Neubau der John-Cranko-Schule und das Probenzentrum erhalten die Staatstheater künftig optimale Bedingungen für die Sicherung der künstlerischen Arbeit und Leistungsfähigkeit des Stuttgarter Balletts“, so Intendant Hendriks. Mit zu dieser Beurteilung beigetragen haben dürfte, dass Land und Stadt entgegen früherer Überlegungen nun doch zur Hälfte die Finanzierung der Inneneinrichtung der Ballettschule in Höhe von sieben Millionen Euro übernehmen wollen. Ursprünglich sollten diese Kosten ausschließlich durch private Geldgeber abgedeckt werden. Der neue Kostendeckel muss vom Gemeinderat und vom Landtag abgesegnet werden. Vorausgesetzt, die Parlamente stimmen zu, könnte im Oktober 2014 mit dem Bau begonnen werden. Die Eröffnung ist für Herbst 2017 vorgesehen.