Die Bahn streitet immer öfter mit Kunden um Entschädigungsansprüche. Bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr gingen 2018 gegenüber dem Vorjahr elf Prozent mehr Beschwerden über den Konzern ein.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart/Berlin - Die Zahl der Beschwerden über die Deutsche Bahn und unpünktliche Züge hat im vergangenen Jahr weiter zugenommen. Nach Angaben der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) stieg sie 2018 im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent von 2863 auf 3200 Fälle.

 

Beschwerden im Flugbereich verdoppelt

Insgesamt erreichten die Schlichtungsanträge 2018 mit 32 238 einen neuen Höchststand. Grund hierfür sind nach Aussage von SÖP-Geschäftsführer Heinz Klewe vor allem die großen Probleme im Flugverkehr. Dort verdoppelte sich die Zahl der Beschwerden. Die bei Flügen und Zugreisen besonders häufig aufgetretenen Probleme, einen planmäßigen Verkehr zu gewährleisten, gehörten zu den Hauptgründen für die sprunghaft gestiegene Fallzahl, erklärte Klewe. Bei den Fernzügen sind nach Angaben der Bahn im vergangenen Jahr etwa zwei Prozent der Halte ausgefallen. Im Januar, August und Oktober habe der Anteil sogar bei drei Prozent gelegen.

Bei den SÖP-Fällen handelt es sich um Härtefälle. Die Gesamtzahl der bei der Bahn eingereichten Beschwerden ist laut Konzern viel höher. Wie schon 2017 geht die Bahn für 2018 von rund 1,6 Millionen solcher Anträge aus. 2016 waren es 1,3 und 2015 insgesamt 1,7 Millionen.

Bahn zahlt 300 Millionen Euro Entschädigungen

Nach vorläufigen Zahlen zahlte das Unternehmen wie 2017 rund 30 Millionen Euro an geschädigte Fahrgäste. Damit summieren sich die Entschädigungskosten seit 2010 auf mehr als 300 Millionen Euro.

Derzeit muss die Bahn bei mindestens einer Stunde Verspätung 25 Prozent und bei zwei Stunden 50 Prozent des Fahrpreises erstatten. Die Entschädigungsquote lag 2018 wie schon im Vorjahr bei deutlich über 90 Prozent. „Dies deutet darauf hin, dass das Beschwerdemanagement der Bahn gut funktioniert“, sagte Klewe. Das bestätigte auch der Fahrgastverband Pro Bahn.