Elisabeth Schwarzhaupt wurde vor fünfzig Jahren Ministerin in einem Bundeskabinett. Sie war eine notorische Junggesellin mit konservativem Familienbild.

Berlin - Heute sind Ministerinnen im Bundeskabinett eine Selbstverständlichkeit, aber vor fünfzig Jahren war es eine kleine Sensation, als die CDU-Politikerin Elisabeth Schwarzhaupt am 14. November 1961 zur Bundesgesundheitsministerin ernannt wurde. Sie war die erste Frau in einer Bundesregierung, und möglich wurde das nur durch gehörigen Druck der Unionsfrauen im Bundestag. Kanzler Adenauer hatte sich lange gegen „dat evangelisch Kirchemädche“ gewehrt. Das Bundesgesundheitsministerium wurde eigens für sie geschaffen.

 

Als Familienministerin kam die notorische Junggesellin Schwarzhaupt nicht in Frage, obwohl sie sich im Bundestag für eine Erschwerung der Ehescheidung einsetzte und überhaupt ein konservatives Familienbild vertrat. Frauen sollten nicht arbeiten, sondern zu Hause die Kinder erziehen. Diese Auffassung wirkt in der Union bis heute nach, bis hin zur Skepsis gegenüber Kita-Plätzen.


Im NS-Regime musste die Juristin 1935 aus dem Staatsdienst ausscheiden, nicht zuletzt deshalb, weil sie in einem Aufsatz die Haltung der NSDAP den Frauen gegenüber scharf kritisiert hatte. Die aus einer streng protestantischen Frankfurter Beamtenfamilie stammende Schwarzhaupt fand Aufnahme in der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Berlin und war dann, bevor sie in die Politik wechselte, Oberkirchenrätin im Kirchlichen Außenamt. Als im Herbst 1966 eine Große Koalition gebildet wurde, musste sie ihr Ministeramt abgeben, mischte sich danach aber um so entschiedener in den Streit um die Eherechtsreform ein.