In der Energiekrise werden Strom und Wärme so teuer wie nie – gleichzeitig sprudeln beim Versorger EnBW die Kassen. Deren Chef Andreas Schell rechtfertigt die Gewinne.

Sprudelnde Einnahmen inmitten der Energiekrise: EnBW-Chef Andreas Schell rechtfertigt die Gewinne, die der Karlsruher Konzern ungeachtet der großen Belastungen für Verbraucher macht. „Als Energieversorger müssen wir Gewinne erwirtschaften, um zukünftige Investitionen zu stemmen“, sagte Schell im Gespräch mit unserer Zeitung. Im Gegenzug werde nahezu alles, was der Konzern einnehme, wieder in den Umbau des Energiesystems gesteckt.

 

Aktuellsten Zahlen zufolge hat EnBW 2023 in den ersten neun Monaten 4,9 Milliarden Euro verdient. Der Manager betonte, dass der Investitionsbedarf in der Branche enorm sei: „Als EnBW planen wir, in dieser Dekade 50 Milliarden Euro in Projekte der Energiewende zu investieren. Das kommt dem Land, der Industrie und allen Bürgerinnen und Bürgern zugute“, sagte Schell.

Der Chef von Deutschlands drittgrößtem Energieversorger räumte ein, dass die Sorgen und Nöte der Stromkunden ihn erreichten. „Ich habe Verständnis für den Ärger über die hohen Energiekosten“, sagte der 54-Jährige. „Es ist wichtig, dass wir die Menschen mitnehmen, ihnen wieder Zuversicht und Stabilität geben.“ Dazu gehöre jedoch auch, die Fakten klar und deutlich zu benennen: „Die Energiewende ist nötig, aber sie dauert lange, kostet viel und bringt erhebliche Veränderungen mit sich.“

EnBW-Chef Schell: „Ich habe Verständnis für den Ärger“

Schwung will Schell zum Beispiel in den schleppenden Ausbau der Windkraft bringen. Denn: „Wir brauchen jedes Windrad.“ Als Schlüsselprojekt der Energiewende bezeichnete Schell die geplante 700 Kilometer lange Stromautobahn Suedlink. Lange behördliche Verfahren bremsen das Megaprojekt seit Jahren aus, durch das ab 2028 Strom aus dem windigen Schleswig-Holstein ins industriereiche Baden-Württemberg fließen soll. Weil die Kabel dafür unter der Erde verlaufen sollen, sind die Kosten deutlich gestiegen – auf etwa 10 Milliarden Euro. Schell plädierte für pragmatische Lösungen in der Zukunft, die nicht bei allen beliebt sind: „Mit Freileitungen könnten wir bei weiteren geplanten Trassen 20 Milliarden Euro sparen.“

20 Milliarden Euro, die gleichen Kosten werden auch für ein geplantes Netz aus Wasserstoff-Transportleitungen veranschlagt. „Da schauen unsere Nachbarländer neidisch auf uns“, sagte Schell und betonte: „Das sind Milliardeninvestitionen, die wir in die Hand nehmen müssen.“