Die Lage bei Engpässen mit Antibiotika in Deutschland sei „katastrophal“, wie die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Regina Overwiening, sagt.

Für Patienten in Deutschland gibt es offenbar viel zu wenig Antibiotika. „Die Lage ist katastrophal“, sagte die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Regina Overwiening, der „Bild“-Zeitung (Donnerstag). Es werde immer schwieriger, Patienten zu versorgen - „und das in einem Land, das mal die Apotheke der Welt war“. Bei normalerweise gut behandelbaren Krankheiten wie zum Beispiel Scharlach müsse teilweise auf Reserve-Antibiotika zurückgegriffen werden, die eigentlich nur in Ausnahmefällen verwendet würden. Ein Ende des Mangels sei nicht in Sicht, heißt es von der Berliner Kammer.

 

Peter Stahl, Kammerpräsident in Rheinland-Pfalz, sagte der Zeitung: „Gefühlt jede zweite Verschreibung ist inzwischen ein Problem.“ Kammer-Chef Carsten Wohlfeil (Saarland) berichtete, viele Patienten müssten weite Wege auf sich nehmen, um eine Apotheke mit der nötigen Arznei zu finden. Bayern hat eine „Task-Force Arzneimittelversorgung“ ins Leben gerufen, um den anhaltenden Lieferengpässen zu begegnen. Alexander von Waldenfels (Bayerische Landesapothekerkammer) beklagte „Lieferengpässe bei Antibiotikasäften über alle Wirkstoffe hinweg“.

Opposition fordert Frühwarnsystem bei Mangel

Ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte, das dem Gesundheitsministerium untergeordnet ist, betonte, auf europäischer Ebene gebe es erste Signale für eine Stabilisierung der Verfügbarkeit von Antibiotika.

Kritik kommt aus der Opposition. Für den CDU-Gesundheitsexperten Tino Sorge steht fest: „Jetzt rächt sich der jahrelange Sparzwang bei Medikamenten, vor allem aber das Abwarten von Gesundheitsminister Lauterbach.“ Längst hätte der SPD-Minister ein Frühwarnsystem für Lieferengpässe einführen können. „Es ist höchste Zeit, dass Minister Lauterbach den Medikamenten-Mangel entschlossen bekämpft“, so Sorge. „Bisher kursieren nur vage Ideen, die Patienten stehen weiter im Regen.“