Fälle von Brechdurchfall an Bord eines Kreuzfahrtschiffs lassen auf Mauritius die Alarmglocken klingeln, denn die Cholera breitet sich im südlichen Afrika aus. Nun müssen die Passagiere Geduld zeigen. Wir erklär, was Cholera ist, was ihr Ursachen sind und wie si behandelt werden kann.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Vor der ostafrikanischen Insel Mauritius sitzen mehr als 3200 Menschen – 2184 Passagiere und 1026 Besatzungsmitglieder – wegen des Verdachts auf einen möglichen Cholera-Ausbruch an Bord eines Kreuzfahrtschiffs fest.

 

Nach einer Reihe von Magen-Darm-Erkrankungen an Bord der „Norwegian Dawn“ erweigerten die Behörden in Mauritius dem Schiff das für Sonntag (25. Februar) geplante Anlegen im Hafen der Hauptstadt Port Louis, nachdem zuvor schon die französische Insel La Réunion das Schiff abgewiesen hatte. Das südliche Afrika erlebt derzeit einen der schwersten Cholera-Ausbrüche seit Jahren.

Mindestens 14 Erkrankte an Bord der „Norwegian Dawn“

Das Kreuzfahrtschiff „Norwegian Dawn“ der US-Reederei Norwegian Cruise Line bei der Einfahrt nach New York. Foto: P/o Mike Lutz/dpa

Ein Großteil der 2184 Passagiere sollte eigentlich am Sonntag die Heimreise antreten. Zugleich hätten ursprünglich 2279 neue Reisende in Port Louis an Bord gehen sollen, teilte die Hafenbehörde mit. Außerdem sind 1026 Besatzungsmitglieder auf dem Schiff.

Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums nahmen am Sonntagmorgen Proben von rund 15 Menschen an Bord. Mit dem Ergebnis der Untersuchung wird am Dienstag (27. Februar) gerechnet. Nach Angaben aus Behördenkreisen sollen mindestens 14 Passagiere sowie ein Besatzungsmitglied an Durchfall und Erbrechen leiden. Sie seien in ihren Zimmern isoliert.

Die US-amerikanische Reederei Norwegian Cruise Line teilte mit, dass bei einer kleinen Anzahl von Gästen der „Norwegian Dawn“ auf der zwölftägigen Fahrt von Südafrika leichte Symptome einer Magenerkrankung aufgetreten seien.

Was ist Cholera?

Cholera ist eine Erkrankung der Darmschleimhaut und verursacht Erbrechen und lebensgefährliche Durchfälle. Bakterien lösen die durch mangelnde Hygiene verursachte Infektion aus, die im Extremfall binnen weniger Stunden zum Tod führen kann.

Anfang der 1880er Jahre wies der deutsche Mediziner und Bakteriologe Robert Koch (1843-1910) estmals das stäbchenförmige Bakterium „Vibrio cholerae“ als Cholera-Erreger nach.

Was löst Cholera aus?

  • Auslöser: Die Durchfallerkrankung wird durch das Bakterium „Vibrio cholerae“ ausgelöst, das im Darm ein Gift bildet. Ursachen sind Trinkwasser, das mit Fäkalien oder Erbrochenem von Erkrankten verschmutzt ist, und verunreinigte Lebensmittel.
  • Infektion: Etwa 80 Prozent der Infektionen verlaufen milde. In schweren Fällen können Flüssigkeits- und Salzverlust in Stunden zu Kreislaufkollaps, Muskelkrämpfen bis zum Schock und Tod führen.
  • Seuchengeschichte: Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts starben auch in Europa Hunderttausende an der Cholera. Schon indische Schriften aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. beschreiben das Krankheitsbild des „asiatischen Ungeheuers“, das sich im 19. Jahrhundert aus dem indischen Ganges-Delta auf mehrere Kontinente ausbreitete. Sechs Pandemien in Folge töteten Millionen Menschen. Die siebente Pandemie brach 1961 aus. Die WHO geht von jährlich drei bis fünf Millionen Erkrankungen und 100.000 bis 120.000 Todesfällen aus, vor allem in Afrika, Südamerika, Südostasien und im Westpazifik.

Wie kommt es zu einer Infektion?

  • Ursachen: Die meisten Menschen infizieren sich über Trinkwasser, das mit Fäkalien verschmutzt ist, oder über verunreinigte Lebensmittel.
  • Verlauf: Die Bakterien setzen sich im Dünndarm fest und sondern ein Gift ab. Die Patienten können mehr als 20 Liter Flüssigkeit am Tag verlieren, auch Mineralien werden ausgeschwemmt. Nierenversagen und Kreislaufkollaps sind die Folge.
Zwei Jugendliche gehen durch einen verschmutzten Bach in Kuwadzana, einem Vorort von Harare, der Haupstadt von Simbabwe. Foto: Imago/Xinhua

Wie sind die Heilungschancen?

Unbehandelt kann Cholera innerhalb von wenigen Stunden oder Tage zum Tod führen. Bei schneller Diagnose und Behandlung – vor allem mit sauberem Wasser, lebenswichtigen Salzen (Elektrolyten) und einem Antibiotikum – ist die Prognose aber gut. Bei medizinischer Betreuung lässt sich die Todesrate unter den Erkrankten laut WHO unter ein Prozent senken.

Wann kommt es zu Epidemien?

Epidemien treten vor allem auf, wenn die hygienischen Bedingungen schlecht sind und es keine geregelte Abwasserversorgung gibt. Je besser diese ist, desto geringer ist die Chance zur Verbreitung von Cholera-Erregern. Besonders gefährdet sind Reisende in tropischen Krisengebieten. Hier sind die Hygienestandards gering, so dass es zur Verunreinigung des Trinkwassers kommen kann.

Wie kann man sich vor einer Ansteckung mit Cholera schützen?

  • Impfung: Vor einer Reise in die Tropen sollte man sich auf jeden Fall informieren und beraten lassen. Muss man in eine Region fahren, wo Cholera verbreitet ist, sollte man sich impfen lassen. Eine Schluckimpfung ist gut verträglich und wirkt zu 60 bis 70 Prozent.
  • Hygiene: Weiterhin sollte man auf strenge Nahrungsmittelhygiene achten: „Boil it, cook it, peal it or forget it“ - „Koche es, schäle es oder vergiss es“ ist dabei ein guter Leitsatz. Lebensmittel sollten durchgegart sein und man sollte darauf achten, woher Essen und Getränke stammen.
Ein Forscher untersucht eine Probe auf Cholera-Bakterien Foto: Imago/Pond5 Images

Was passiert bei einer Infektion?

Es gibt verschiedene Cholera-Stämme, von denen einige ein Toxin bilden, also giftig sind. Die Toxine bewirken, dass die Darmschleimhaut große Mengen an Wasser und Mineralsalzen – sogenannten Elektrolyten – abgibt. Die Zellen werden quasi undicht, es kommt zu starkem, wässrigem Durchfall. Dadurch verliert der Körper extrem viel Flüssigkeit, trocknet im schlimmsten Fall aus und gerät in ein Kreislaufversagen.

Und wie kann man dem entgegenwirken?

Auf jeden Fall muss der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden, wie bei allen Durchfallerkrankungen. Zusätzlich verliert der Körper wichtige Salze, die sogenannten Elektrolyte. Diese Verluste kann man ausgleichen, wenn man beispielsweise Kräutertee mit Salz und Zucker trinkt oder auch vorgefertigte Elektrolytlösungen aus der Apotheke.

Wer ist besonders gefährdet?

  • Gruppen: Für Kinder, alte Menschen und Personen mit Erkrankungen des Immunsystems ist die Gefahr, an Cholera zu erkranken, besonders groß.
  • Kleinkinder: Vor allem bei Kleinkindern muss sich die Darmimmunität erst noch entwickeln. Die Abwehrkräfte gegen Magen-Darm-Infektionen funktionieren im dafür wichtigsten Organ, dem Darm, noch nicht so wie beim Erwachsenen. Kinder unter einem Jahr sind besonders empfindlich, da erst mit zwei bis drei Jahren die Darmimmunität komplett ausgebildet ist. Weiterhin können kranke Kinder selbst nur schwer einschätzen, wie viel Flüssigkeit und Elektrolyte sie brauchen.