Erdogans Hatz auf Regierungskritiker schreckt Touristen ab und schwächt die eigene Wirtschaft. Das ist ein Signal der Schwäche – und schwächt die Türkei weiter, meint StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Die neuesten Nachrichten aus der Türkei verheißen nichts Gutes. Das gilt für alle, die dort unerwünscht sind und befürchten müssen, bei der Einreise verhaftet zu werden – aber mehr noch für die Türken und ihr Land. Das Arbeitsverbot für kritische Journalisten und die Hatz auf Regierungskritiker sind ein Zeichen von Schwäche des Regimes in Ankara. Indizien für diese Schwäche gibt es genug. Da ist zum einen die Krise der Wirtschaft, wovon die anhaltend hohe Inflation kündet. Erdogans Politik ist nicht einmal mehr im eigenen Lager unumstritten. Das verraten Widerworte aus seiner Partei.

 

Wie Erdogan gegen Regierungsgegner aus dem Ausland vorgehen möchte, ist keine Einladung an Türkei-Touristen – die das Land aber dringend bräuchte. Offenbar lässt der wilde Mann am Bosporus Deutschtürken bespitzeln und hat schwarze Listen angelegt, auf denen die Namen von Landsleuten stehen, die in ihrer Heimat unerwünscht sind. So gebärdet sich kein Staatsmann, der mit Deutschland und der Europäischen Union wieder ins Geschäft kommen will. Mit Einreise- und Arbeitsverboten lässt sich berechtigte Kritik nicht aus der Welt schaffen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Mehrheit der Türken begriffen haben wird, dass ihr Land von einem Politiker regiert wird, der ihnen nachhaltig schadet.