Auf der Erlacher Höhe ist ein Wintergarten an den Speisesaal angebaut worden, den Rollstuhlfahrer und Menschen, die einen Rollator brauchen, mühelos erreichen können. Das nötige Geld stammt komplett aus Spenden.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Großerlach - Er beginne wieder an das Gute im Menschen zu glauben, sagt Wolfgang Sartorius augenzwinkernd. Der Geschäftsführer der Erlacher Höhe sitzt zusammen mit ein paar Bewohnern des speziellen Altenpflegeheims seiner Wohnungsloseneinrichtung im nagelneuen Wintergarten. Der gut 55 000 Euro teure Anbau ist ausschließlich mit Spendengeldern finanziert worden. Er habe nicht unbedingt erwartet, dass diese stattliche Summe vergleichsweise schnell zusammen kommen würden, sagt Sartorius. Doch bei der eigenen Weihnachtsaktion seien rund 33 000 Euro eingezahlt worden. Die fehlenden knapp 23 000 Euro hat die StZ-Weihnachtsaktion „Hilfe für den Nachbarn“ übernommen. Deshalb konnte der Wintergarten rasch realisiert werden.

 

Kaffeklatsch im neuen Wintergarten

Heinrich Schaaf, 59 Jahre, und Gunter Löffler, 62 Jahre, sind beide Mitglied im Beirat des Erlacher Pflegeheims für ehemals wohnungslose Menschen. Die zwei Männer sitzen gerne im Wintergarten, so wie an diesem Nachmittag zum Kaffeetrinken und zum Schwätzen. Herr Schaaf sagt indes, dass in dem neuen gläsernen Anbau immer Plätze für die Rollstuhlfahrer sowie für die Männer und Frauen, die nur noch mit einem Rollator gehen können, freigehalten würden. Diese Mitbewohner, die kaum mehr raus kämen aus dem Haus, hätten nun einen Platz an der Sonne, von dem aus sie das Geschehen rund um den Hauteingang der diakonischen Einrichtung gut beobachten können. Wer im Wintergarten sitzt, der „sieht alles“, sagt Herr Löffler, zum Beispiel, wann Wolfgang Sartorius zur Arbeit kommt und wann er wieder geht.

Das Pflegeheim ist weit und breit einmalig. In ganz Baden-Württemberg gebe es nur noch eine vergleichbare Einrichtung, die speziell für pflegebedürftige ehemalige Berber konzipiert ist, in Stuttgart. Wer viele Jahre auf der Straße gelebt hat, der tue sich oft schwer in einem ganz gewöhnlichen Heim, sagt Sartorius. Diese „verhaltensoriginellen“ Männer fänden sich in den meisten Pflegeheimen nicht zurecht. Sie verlieren den Lebensmut, oft sterben sie kurz nach dem Einzug. Im Erlacher Altenheim sind die Mitarbeiter speziell geschult, es gelten andere Regeln als in gewöhnlichen Häusern. Herr Schaaf und Herr Löffler jedenfalls sagen, dass sie sich in Erlach recht wohl fühlen.

Auf Zuschüsse hätte man zu lange warten müssen

Landesweit stünden für alle Projekte der Wohnungslosenhilfe pro Jahr nur 1,7 Millionen Euro zur Verfügung, sagt der Geschäftsführer. Die Erlacher Höhe hätte sich freilich um eine Förderung des Wintergartens bemühen können. „Aber wir hätten ewig auf einen Zuschuss warten müssen.“ Manch ein Bewohner hätte den Bau des Wintergartens wohl gar nicht mehr erlebt. Deshalb habe man sich Ende vergangenen Jahres recht spontan entschieden, um Spenden zu bitten. Mit großem Erfolg.

Die 30 Plätze im Erlacher Pflegeheim sind fast immer komplett belegt, sagt Wolfgang Sartorius. Mitunter gebe es eine Warteliste, erklärt der Leiter der Erlacher Höhe. Deshalb denke man hin und wieder über eine Vergrößerung dieses speziellen Pflegeheims nach.