Dass Karotten beim Ernten dreckig sind oder wie Butterschütteln funktioniert, das lernen Kinder auf dem Schulbauernhof Zukunftsfelder in Korntal-Münchingen. Die Nachfrage ist so groß, dass der Bauernhof jetzt erweitert hat.

Korntal-Münchingen - Hier füttern sie die Ferkel, dort pflanzen sie Tomaten, und in der Küche drücken sie schon die Spätzle für das Mittagessen ins heiße Wasser. Den ganzen Morgen über sind die Schüler der deutsch-französischen Sillenbuch Grundschule fleißig. Denn hier müssen sie sich fünf Tage lang selbst versorgen. Die Viertklässler staunen darüber, dass Lab aus Kuhmägen zur Herstellung von Sahne verwendet wird, lernen Kühe zu melken und kraulen die Kälbchen hinterm Ohr.

 

„Wir möchten den Kindern das Gefühl geben, wie es ist, einen solchen Hof zu bewirtschaften“, sagt Jochen Rittberger, Pädagogischer Leiter des Schulbauernhofs Zukunftsfelder. Sie sollen erfahren, wie anstrengend es ist, Nahrung zu produzieren. Dass zum Beispiel der Kartoffelbrei nicht einfach so aus der Tüte kommt. Dabei lernen sie die Abläufe des Säens oder Pflanzens bis hin zur Ernte. In der neuen Molkerei, die seit Februar in Betrieb ist, erfahren sie, wie aus Milch Sahne, Butter oder Quark wird. Nur über das Schlachten wird hier nicht so gern geredet.

Religion spielt eine Rolle

„Wir wollen vermitteln, dass der Schöpfer für alles gesorgt hat“, sagt Rittberger. Auf dem Hof, dessen Träger die Diakonie der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal ist, spielen Religion und Gott eine Rolle. Auch deshalb ist das Hauptgebäude in der Form einer Arche gebaut. Wie die Kinder aber mit dem Thema umgingen, liege an ihnen. Religion werde hier als Angebot gesehen. Hörbar wird christlicher Glaube vor allem vor dem Essen. „Weil wir dankbar sind, dass wir uns von unserem Hof ernähren können, beten wir davor“, sagt Rittberger. Bis es heute aber so weit ist, hat die heutige Kochgruppe noch einiges zu tun. Ein Salat gehört auch hier zu den Käsespätzle, die später auf den Tisch kommen.

Ein grünes Klassenzimmer für die Schulen im Umkreis

Das Konzept kommt seit sieben Jahren so gut an, dass Jochen Rittberger und sein Team die Idee inzwischen weitergedacht haben. „Da wir ein Schullandheim sind, gab es für die Klassen aus der direkten Umgebung zunächst wenig Möglichkeiten, uns zu besuchen“, erklärt er. Das hat sich mit dem „Zukunftsfeldle“ geändert. Auf einem an den Schulbauernhof angrenzenden Grundstück haben bereits einige Klassen aus der Umgebung im Vier-Jahreszeiten-Programm an vier Terminen gelernt, was sich im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter auf den Feldern, Weiden und in den Ställen tut. Vor drei Jahren ist das Programm angelaufen und auf große Nachfrage gestoßen. Mit Sponsorengeldern war es möglich, dieses Angebot auszuweiten und ein „grünes Klassenzimmer“ – also ein Unterrichtsraum in der Natur, worin Umweltbewusstsein gelehrt wird – zu errichten. Am Mittwoch soll es eröffnet werden.

Auch Lehrer lernen hier dazu

„Wir hoffen dass wir nicht völlig überrannt werden“, sagt Jochen Rittberger. Bei vielen Lehrern komme das Programm sehr gut an. Die Klassenlehrerin Anna Pagar von der Sillenbuchschule ist begeistert vom Hof, denn die Kinder lernten hier ganz andere Dinge als in der Schule.

„Sie lernen viel Praktisches und vor allem, die Verantwortung für die Dinge zu tragen, die sie hier machen“, sagt die Pädagogin. „Die Kinder haben tolle Erfolgserlebnisse und nehmen viel für ihr Leben mit, zum Beispiel auch zu schätzen, wo Nahrungsmittel herkommen und wie sie entstehen.“ Auch die Lehrerin hat dazugelernt: „Ich habe noch nie gemolken oder Butter geschüttelt“, sagt Anna Pagar.