Auf dem Eröffnungsgottesdienst in Stuttgart an Christi Himmelfahrt mahnt Bischof Fürst zu mehr gesellschaftlichem Zusammenhalt.

Der Katholikentag kommt langsam auf Touren. Nachdem bei der Auftaktveranstaltung im Oberen Schlossgarten am Mittwochabend 6000 Besucher gezählt wurden, waren es beim Eröffnungsgottesdienst am Donnerstagmorgen auf dem Schlossplatz 9000 Teilnehmer. Einer der Höhepunkte der von Bischof Gebhard Fürst geleiteten Messe war das Ausbreiten eines 80 Meter langen roten Martinsmantels aus Hunderten von Stoffstücken. Das Mosaik aus Stoffteilen von Kirchengemeinden und -verbänden, Kindergärten und Schulen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart misst 240 Quadratmeter.

 

Martinsmantel als Symbol

Für Bischof Fürst ist der Martinsmantel und die damit verbundene Geschichte vom Teilen des Mantels durch den heiligen Martin von großer Bedeutung. Denn der Heilige aus dem 4. Jahrhundert ist nicht nur Schutzpatron der Diözese, sondern auch ein Symbol für den Katholikentag, dessen Motto „leben teilen“ lautet. Gebhard Fürst erinnerte im Gottesdienst daran, das Motto. „leben teilen“ heiße auch, sich für gegenseitigen Respekt und einen achtsamen Umgang mit der Schöpfung einzusetzen. Wer teile, so Fürst weiter, öffne anderen Menschen den Himmel. Auch denen, „die in höllischen Verhältnissen leben“. Es gelte, Strukturen zu verändern, die den Menschen nicht dienlich sind.

An der Zeremonie nahmen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Oberbürgermeister Frank Nopper nebst Gattin Gudrun teil. In den Fürbitten wurde unter anderem für die Toten des Amoklaufs in Texas gebetet sowie für Opfer von sexualisierter Gewalt und von Kriegen. Eine Ordensfrau trug in ukrainischer Sprache eine Bitte für die Menschen in der Ukraine vor, „deren Leben durch Krieg gekennzeichnet ist“.

Synodalpräsidentin feiert keine Eucharistie

Spannend wurde es bei der Eucharistiefeier. Denn noch immer sind nur Mitglieder der römisch-katholischen Kirche dazu eingeladen. Daher blickte bei der Kommunion jeder mit großen Erwartungen auf Personen, die nicht der katholischen Kirche angehören. Werden sie das Brot und Wein teilen? Landtagspräsidentin Muhterem Aras, eine Muslima, nahm die Hostie entgegen. Sabine Foth, Präsidentin der evangelischen Landessynode, hielt „aus Respekt vor dem Bischof“ Abstand. Die Gäste auf dem Schlossplatz nahmen es nicht so genau. Bei vielen galt die Überzeugung: Hauptsache christlich getauft. Als ein Teilnehmer bei der Hostienausgabe fragte, ob er als Protestant die Kommunion empfangen dürfe, erklärte die Dame an der Ausgabe: „Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es der Leib Christi ist.“

Zum Hintergrund: Stadtdekan Christian Hermes, der auch am Gottesdienst teilnahm, legte vor wenigen Wochen zusammen mit seinem evangelischen Kollegen Sören Schwesig eine Erklärung zur Eucharistie vor: Darin forderten beide von ihren Kirchenleitungen, allen Christen eine dauerhafte Gastzulassung zu diesem Sakrament zu ermöglichen. Zudem baten sie ihre Kirchenleitungen darum, sie bei dieser Forderung zu unterstützen. Während der evangelische Bischof Frank Otfried July sofort sein Plazet gab, verweigerte Bischof Fürst die Unterstützung.