Die Frauengeschichtswerkstatt Esslingen nimmt sich der Historie des Wahlrechts für Frauen und der Volkshochschule Essllingen an. Beide begehen im Jahr 2019 ihr 100-jähriges Bestehen. Geplant ist, dazu ein Buch herauszugeben.

Esslingen - Gleich mit zwei Jubiläen befasst sich die Esslinger Frauengeschichtswerkstatt in den kommenden beiden Jahren. Zusammengefasst in einem Projekt erarbeitet sie bis zum Jahr 2019 die geschichtlichen Hintergründe der Einführung des aktiven und passiven Wahlrechts für Frauen sowie die Gründung der Volkshochschule (VHS) Esslingen – denn beides begeht dann das 100-jährige Bestehen. Die beiden Geburtstage fallen laut Gudrun Silberzahn-Jandt, der Leiterin der Frauengeschichtswerkstatt, „nur scheinbar zufällig“ zusammen. Denn die Erlangung des Wahlrechts korrespondiere mit dem Zugang zu Bildung, der bis dahin nicht allen Frauen gesellschaftlich möglich gewesen war.

 

Fokus auf Vorkämpferinnen aller Schichten

Bei der Recherche werden die Forscherinnen den schwierigen Kampf im Blick haben, den ihre Geschlechtsgenossinnen einst geführt haben, ehe sie vom 19. Januar 1919 an erstmals wählen und gewählt werden durften. Den Fokus richten sie laut Gudrun Silberzahn-Jandt freilich auf Esslingen, auf Frauen aller Schichten, die sich für ihre Rechte einsetzten: etwa jene, die schon vor dem Ersten Weltkrieg für die Lohnforderungen von Esslinger Arbeiterinnen kämpften oder solche, die im Jahr 1918 den Esslinger „Verein für Frauenstimmrecht“ gründeten.

Letzterer hatte zum Ziel, Frauen über ihre neuen Rechte aufzuklären und sie anzuhalten, diese auch wahrzunehmen. Im Wesentlichen wolle die Gruppe Vorkämpferinnen vorstellen, die sich konkret in Esslingen um die Frauenbewegung verdient gemacht haben. Es werde auch beleuchtet, wie und wann diese Prozesse in den Ländern eingeleitet wurden, in denen es Partnerstädte der Stadt Esslingen gibt.

Ein spannendes Feld sei in diesem Zusammenhang auch die Erforschung der Geschichte der Esslinger VHS. Hing die demokratische Bildungsidee mit der Emanzipation von Frauen zusammen? Engagierten sich dieselben Frauen für Bildung und Politik? Wie entwickelte sich bei der VHS der Anteil von Frauen bei den Teilnehmern und bei den Unterrichtenden? Die unterschiedlichen und doch zusammenhängenden Stränge der beiden Jubiläen wolle die Geschichtswerkstatt biografisch darstellen und aufzeigen, was sich daraus bis heute entwickelt hat, erklärt Gudrun Silberzahn-Jandt. Dabei könne freilich auch auf frühere Arbeiten zurückgegriffen werden.

Kurze und prägnante Texte

Die Ergebnisse sollen im Jubiläumsjahr 2019 in einem Buch vorgestellt werden, das Gudrun Silberzahn-Jandt zufolge den Umfang von 100 Seiten keinesfalls überschreiten und kurzweilig gestaltet sein soll. In kurzen prägnanten Texten sollen die Frauen und ihre Geschichte vorgestellt und ein Überblick über die damaligen Geschehnisse verschafft werden. Maximal werde ein Thema über eine Doppelseite publiziert: „Das Leseverhalten ist so, und wir wollen eine breite Schicht von Interessenten erreichen.“ Da müsse sie als Leiterin im Zweifel „die Strenge“ sein. „Sich kurz fassen und richtig sein“, sei die Devise für die Beiträge.

Frauen, die sich für dieses neue Projekt engagieren wollen, seien sehr willkommen, sagt Gudrun Silberzahn-Jandt. Ein Vorwissen zur Stadt Esslingen und deren Historie benötigten sie nicht, wohl aber „Spaß am Recherchieren und Schreiben“.

Das Leben von Esslinger Frauen in unterschiedlichen Facetten

Gruppe
Seit 21 Jahren besteht die Esslinger Frauengeschichtswerkstadt unter der Leitung von Gudrun Silberzahn-Jandt. Das Ziel ist es, das Leben von Esslinger Frauen in den unterschiedlichsten Facetten darzustellen und als Teil der Geschichte der Stadt zu würdigen. Rund 15 Mitarbeiterinnen engagieren sich in der Gruppe und beteiligen sich an der Arbeit auf wissenschaftlicher Grundlage.

Projekte
Die Frauen haben sich in vier Bänden mit der Geschichte von Esslingerinnen in verschiedenen Epochen und Bereichen auseinandergesetzt. Sie haben zudem eine Stadtgeschichte für Kinder aufgelegt und eine Ausstellung erarbeitet, in der Alltagsgegenstände gezeigt wurden, die mit einer Geschichte verbunden waren.

Mitarbeit
Wer sich für eine Mitarbeit in der Werkstatt interessiert, kann sich per Mail unter der Adresse silberzahn-jandt@t-online.de melden.