Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)
Mandela hat nach seiner Haft die Kraft zur Versöhnung gehabt. Er ist den Tätern nicht in Feindschaft und voll Rachedurst begegnet, sondern hat den Weg für ein neues Miteinander in Südafrika geebnet. Wie ist so etwas möglich nach einem fast dreißigjährigen Martyrium?
Ich persönlich könnte das sicherlich nur schwer, daher rührt ja die große Bewunderung für ihn. Es zeigt seine Größe, seine menschliche Würde und sein wertorientiertes Eintreten für sein Volk.
Heute gilt Mandela als Friedenskämpfer, als Pazifist. Es gab auch andere Zeiten: die USA führten ihn bis ins Jahr 2008 auf ihrer Terroristen-Liste, die britische Premierministerin Margret Thatcher nannte ihn wörtlich einen „Terroristen“…
Wer ein Terrorist ist, unterliegt eben auch dem zeitlichen Wandel. Erinnern wir uns doch an Jassir Arafat, der über Jahrzehnte den gewaltsamen Kampf der Palästinenser angeführt hat und später den Friedensnobelpreis erhielt.
Mandela blieb auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik die prägende Figur Südafrikas, eine moralische Instanz. Verspielen seine Nachfolger sein großes Erbe?
Südafrika hat seit dem Ende der Apartheid politisch viele Aufs und Abs durchgemacht, auch schon zu Zeiten von Mandelas Präsidentschaft. Seine Nachfolger haben zu ihm aufgeblickt, aber sie waren faktisch oft nicht in der Lage umzusetzen, was er gepredigt und verkörpert hat. Das ist bestimmt nicht ideal gelaufen. Insofern muss man Südafrika von Herzen alles Gute wünschen. Das tue ich.