Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)
Waren das versteckte Bewerbungsschreiben an Fortuna Düsseldorf oder den beklagenswerten HSV? Sie wollen ja wieder in den Sport zurück.
Auf Sicht will ich den Schritt zurück in den Fußball machen, konkret habe ich aber noch keinen Verein im Auge.
Was für eine Stelle im Sport schwebt Ihnen vor?
Am liebsten möchte ich als Geschäftsführer arbeiten, um die Gesamtverantwortung übernehmen zu können. Ich bin Betriebswirt mit Diplom, habe einen Masterabschluss und bin seit langem für über 30 Mitarbeiter verantwortlich. Dabei habe ich viel erlebt und viel gelernt.
Wie sehr trauern Sie eigentlich den Stuttgarter Kickers hinterher?
Prinzipiell versuche ich immer, nach vorne zu schauen. In der Aufarbeitung beschäftigt es mich aber natürlich immer noch, wie ein Projekt in so kurzer Zeit scheitern konnte.
Mit zeitlichem Abstand betrachtet: Woran sind Sie am Ende bei den Kickers gescheitert?
Wenn man selber nicht der Chef ist und nicht alle Entscheidungen treffen kann, ist es immer schwer. In Vereinen sind so viele Interessengruppen am Werk, da wollen so viele Leute mitreden, deshalb sind auch so viele Traditionsvereine heute am Boden.
Und Sie selbst haben keine Fehler gemacht?
Es wäre sicher besser gewesen, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, um in der Krise gegenzusteuern. Wenn es schlecht läuft, ist es immens wichtig, immer vor Ort zu sein. Wenn du nicht Tag und Nacht vor Ort bist, grätschen zu viele verschiedene Gruppen mit eigener Agenda rein.
Was haben Sie aus Ihrer Zeit bei den Kickers gelernt?
Loyalität wird nicht gewürdigt. Als es gut lief, hatte ich gute Angebote. Entgegen dem Trend habe ich aber auf viel Geld verzichtet, weil ich etwas aufbauen wollte. Letztendlich ist es aber auch immer eine Frage des eigenen Stils. Deswegen verspüre ich auch keine Bitterkeit.
Sie standen kurz vor der zweiten Liga, dann sind Sie in die vierte Liga abgestiegen. Woran lag es Ihrer Meinung nach?
Am Ende gab es viele verschiedene Gründe, wieso wir in allerletzter Minute abgestiegen sind. Nicht alle im Verein haben an einem Strang gezogen. Trainer Horst Steffen hat zwei Jahre lang einen guten Job gemacht und dabei mit seinem Trainerteam eine sehr enge Bindung zur Mannschaft entwickelt. Das wurde uns nach der Trennung zum Verhängnis. Ich selbst hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zur Mannschaft. Das hat sich nach der Trennung aber schlagartig verändert. Horst und sein Trainerteam haben hier sicher auch eine sehr unglückliche Rolle gespielt. Die Mannschaft und das Umfeld haben die Trennung nie verstanden. Damit hatte auch der neue Trainer einen schweren Stand.
Für viele Kickers-Fans sind Sie bis heute ein „rotes Tuch“, viele geben Ihnen die Schuld am Abstieg und nicht Horst Steffen.
Ich sehe das naturgemäß etwas anders. Wir waren damals als Team erfolgreich und nicht nur wegen des Trainers. Am Ende haben alle verloren: Die Spieler wegen ihrer gut gemeinten Loyalität und auch alle anderen, die angefangen haben, gegen die sportliche Führung zu arbeiten, weil sie geglaubt haben, wir hätten unnötig den Trainer gewechselt.
Würden Sie es heute mit einer anderen Strategie versuchen?
Nein. Mir war immer klar, dass man in einem Traditionsverein nur etwas bewegen kann, wenn man sich kurzfristig keine Fehler oder gar eine Krise leistet. Dann beginnen Kräfte zu wirken, die das große Ganze gefährden. Ich hatte einen langfristigen Horizont. Wirtschaftlich ist man dagegen zum schnellen Erfolg verdammt. Man muss aber auch Rückschläge verkraften können und weitermachen. Das gilt auch für ein Restaurant. Mit dem 5 möchten wir Stuttgart über einen langen Zeitraum prägen und die Stadt über ihre Grenzen hinaus vertreten.
Kann man heute überhaupt noch über eine langen Zeitraum im Voraus planen?
Es ist schwer. Die Gesellschaft hat sich verändert. Man muss heute viel schneller auf Veränderungen reagieren. Die Leute wollen weniger feiern und dafür mehr kulinarisch erleben. Am liebsten aber auch das nicht zu spät am Abend, stattdessen möchten viele schnell nach Hause, um von der Couch aus digital zu kommunizieren. Das bietet natürlich auch Chancen. Wenn man aber auf diese Veränderungen nicht reagiert, kann man schnell verlieren.