Bei der Blickfang Designmesse wird ausgiebig geschlürft und geknabbert: Zum ersten Mal stehen die Produkte aus kleinen Lebenmittelmanufakturen im Vordergrund. Mit dabei sind auch Mode und Schmuck.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Mehr Blickfang geht nicht: Die Designmesse öffnet künftig im Frühling und im Herbst ihre Türen– und da kommen die Gourmets auf ihre Kosten. „Wir haben Produkte ausgewählt, die in Manufakturen hergestellt werden, und der regionale Bezug ist uns dabei wichtig“, betont Blickfang-Geschäftsführer Dieter Hofmann. Bei der Herbstausgabe fehlen die Möbelhersteller. Für sie ist der zweimalige Messeauftritt zu aufwendig. Freuen können sich die Modedesigner. „Die haben ein Interesse daran, nicht nur ihre Frühjahr/Sommer-Kollektionen, sondern auch die Herbst/Winter-Kollektionen zu zeigen“, sagt Hofmann – und natürlich ist neben der Mode auch der Schmuck im Herbst vertreten.

 

Auf den Spuren der Barbesitzerin

Unter den Ausstellern im Food-Bereich sind etliche Start-up-Unternehmen aus Stuttgart und der Region. So hat Kerstin Krüger erst 2021 ihren Kokos-Schnaps der Marke Mademoiselle Kokou auf den Markt gebracht. „Viele sind total überrascht, dass er gar nicht süß ist“, sagt sie. Zweieinhalb Jahren hat sie zusammen mit einem Edelbrandsommelier aus dem Saarland an der Rezeptur experimentiert. Verwendet wird nur frisches Kokos-Fruchtfleisch – das macht den Geschmack aus. Namen und Idee für den Edelschnaps stammen von der Côte d’Azur. Dort hatte sie vor Jahren ein Skizzenbuch mit Geschichten über die Barbesitzerin Mademoiselle Kokou entdeckt, die in den 1960er Jahren den Kokosschnaps ausschenkte. Barbesitzerin und Spezialität sind inzwischen für immer verschwunden. Doch der Schnaps ist dank Kerstin Krüger wieder da, zusammen mit vielen Kokou-Cocktailrezepten.

Eine Palette Likör im Wohnzimmer

Veronika und Constantin Ebert hatten die Idee für ihren Likör Lav’a Belle ebenfalls in Südfrankreich. „Ich bin ein großer Lavendelfan“, gesteht sie. Zusammen mit ihrem Ehemann wollte sie einen Lavendellikör als Mitbringsel aus dem Urlaub kaufen. Es gab aber schlichtweg nichts Derartiges. Die Eberts haben diese Marktlücke selbst geschlossen. Sie fanden eine Brennerei in der Pfalz, die die Rezeptur für sie entwickelte. „Wir haben regelmäßig mit der Post Pröbchen erhalten, um den Geschmack zu testen“, berichtet er. Bis die Eberts schließlich zufrieden waren und ihnen der Likör lavendelig genug war, verging ein halbes Jahr. Dann kam die erste Lieferung: Eine Palette mit 600 Flaschen – direkt ins Wohnzimmer ihrer Stuttgarter Wohnung. Innerhalb von nur vier Wochen waren alle Flaschen allein über die Lav’a-Belle-Website verkauft. In einigen Restaurants und Bars sind sie mit ihrem violetten Likör schon vertreten: „Da drehen sich alle um, wenn nebenan ein lila Cocktail serviert wird“, freut sich Constantin Ebert.

Zum Reinbeißen fast zu schade

Die eleganten Schächtelchen aus der Manufaktur von Liliane Leopoldina sind wahre Wundertüten. In ihrer Werkstattküche in Degerloch rührt sie ausdauernd die Schokolade aus der Schweiz für die Conche ihrer Pralinen. Mit Tonkabohne, Erdbeere, Maulbeere, Zitrone, Nüssen und Cachaça, dem Zuckerrohrschnaps für Caipirinha, zaubert sie feinste kleine Kunstwerke. Zwölf Sorten mit farbigem, akribisch aufgebrachtem Dekor hat sie im Sortiment. In ihrer Heimat Brasilien hat die heimische Pralinenproduktion Tradition. „Wenn wir zu einer Party gehen oder Geburtstag feiern, bringen wir selbst gemachte Pralinen mit“, erzählt sie. „Wir essen viel Schokolade und Pralinen, obwohl es so heiß ist.“ Liliane Leopoldina vertreibt ihre verführerischen Süßigkeiten, die fast zu schade zum Essen sind, ausschließlich über ihre Website und produziert ihre „Pralilinen“ auf Bestellung. „Nur eine pro Tag essen“, rät die zierliche Chocolatière. „Dann machen die Kalorien nichts aus.“

Und weil das Auge mitisst und die besonderen Gaumenfreuden einen stilvollen Rahmen verdienen, finden sich auch Accessoires für den gedeckten Tisch wie mundgeblasene Schalen und Vasen aus recyceltem Glas auf der Designmesse.

Die Blickfang in der Liederhalle ist am 8. Oktober von 11 bis 19 Uhr und am 9. Oktober von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 13 Euro (11 Euro ermäßigt).