In der Fellbacher Schwabenlandhalle haben Azubis in spe und Unternehmen Gelegenheit, sich auf unkomplizierte Art näherzukommen. Wie kommt das an?
Gummibärchen, Kugelschreiber, Plüschtiere, Kekse – die beim Azubi-Speed-Dating vertretenen Unternehmen haben so einiges im Gepäck, um möglichst viele junge Menschen an ihren Stand zu locken. Das scheint allerdings auch notwendig, denn die Konkurrenz ist groß an diesem Morgen in der Fellbacher Schwabenlandhalle.
Das große Buhlen um Nachwuchs
51 Unternehmen aus der Region sind vertreten und versorgen rund 400 Schüler und Interessierte nicht nur mit Süßigkeiten und Schnickschnack, sondern auch mit Infos rund um das Thema Ausbildung und Duales Studium. Auch die Fellbacher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull ist gekommen und spricht in ihrer Eröffnungsrede die mittlerweile deutlich verschobene Situation von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt an: „Heute bewerben sich die Unternehmen bei den jungen Menschen.“
Nicht wenige Firmen berichten von zunehmenden Schwierigkeiten, die offenen Stellen für Auszubildende und dual Studierende zu besetzen. Das Azubi-Speed-Dating, das bereits zum zwölften Mal stattfindet, ist für viele Unternehmen eine gute Möglichkeit, diesem Trend entgegenzuwirken. „Es gibt viele Wiederholungstäter, die jedes Jahr wiederkommen, weil sie hier immer wieder Azubis finden“, weiß auch Christine Käferle, die Leiterin der Agentur für Arbeit in Waiblingen.
Schwankende Nachfrage stellt vor Herausforderungen
Einer dieser Wiederholungstäter ist etwa die Firma Harro Höfliger mit Hauptsitz in Allmersbach. Der Spezialist für Verpackungstechnik ist unter anderem auf der Suche nach jungen Menschen, die Mechatroniker werden wollen. Christian Daiß berichtet von teils extremen Schwankungen bei der Nachfrage: „In manchen Jahren haben wir überhaupt kein Problem, die Ausbildungsplätze zu besetzen, in anderen Jahren dagegen schon.“
Zum ersten Mal dabei ist Do Physio aus Fellbach, eine Schule für Physiotherapeuten. Der erste Eindruck vom Speed-Dating ist gut. „Es gibt keinen Druck, sondern die Möglichkeit für gegenseitiges Beschnuppern“, sagt Jasmin Böttinger, die im Sekretariat der Schule arbeitet. Ihre Kollegin Elli Asimiadou betont, dass geeignete Kandidaten keine Scheu vor Menschen haben sollten: „In unserem Job ist kein Platz für jegliche Form der Distanz.“
Schüler begrüßen breites Spektrum an Firmen
Doch welche Erwartungen haben die Schülerinnen und Schüler ihrerseits an potenzielle künftige Ausbildungsbetriebe? Jasmin und Anuscha sind 15 und 16 Jahre alt, machen diesen Sommer ihren Abschluss und sind mit ihrer Klasse zum Speed-Dating gekommen. „Mir ist ein gutes Arbeitsklima wichtig, und die Arbeit sollte mir auch Spaß machen“, sagt Anuscha über ihre Kriterien für einen Ausbildungsplatz. Beide Mädchen sind prinzipiell offen für alle Berufe, und finden es daher hilfreich, sich an einem Ort bei gleich einem so breiten Spektrum an Firmen vorstellen zu können.
Hani Habli ist ein paar Stände entfernt bereits einen Schritt weiter. Er kam 2017 nach Deutschland. Damals fiel es ihm wegen seiner geringen Deutschkenntnisse schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Heute ist er optimistisch, interessiert sich für eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik beim Weinstädter Unternehmen Friedrich Lütze. „Ich habe Erfahrung in dem Bereich und kann mir gut vorstellen, mich dort zu bewerben“, so Habli. Das Elektronikunternehmen würde es sicherlich freuen, denn auch dort klagt man über zunehmende Probleme, Nachwuchs zu finden.
Dass das Speed-Dating durch die Möglichkeit, niedrigschwellig Kontakt zwischen Firmen und Interessenten herzustellen, ein echter Gewinn für alle Beteiligten ist, bekräftigt auch Jennifer Löffler von der IHK in Waiblingen, die die Veranstaltung gemeinsam mit ihrem Team auf die Beine gestellt hat: „Die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt ist für alle schwierig, aber das Angebot wird sehr gut angenommen und viele Firmen haben sich sofort angemeldet.“
Ob das Speed-Dating auch in diesem Jahr wieder zu zufriedenen Partnerschaften geführt hat, wird sich erst noch zeigen müssen. Der erste Kontakt wurde jedenfalls hergestellt. Langfristig lebt eine Zusammenarbeit aber natürlich von deutlich mehr als nur Gummibärchen und Kugelschreiber.