Bei der Fußball-EM ist damit zu rechnen, dass bei diversen Spielen die Anhänger sogenannte Fanwalks veranstalten werden. Der Marsch zu Fuß ins Stadion stellt die Sicherheitskräfte vor Herausforderungen.

Es hat inzwischen eine gewisse Tradition in Stuttgar: Das Wandern zum oder vom Stadion. 2006 war’s bei der Fußball-Weltmeisterschaft, als die Niederländer auf eine damals recht kuriose Idee kamen: Anlässlich der Vorrundenpartie gegen die Elfenbeinküste lud der Königlich-niederländische Fanclub zu einem Spaziergang ein. Mit durchschlagendem Erfolg. 10 000 Fans in Orange marschierten von der City zum Stadion nach Bad Cannstatt. Gut eine Stunde brauchten sie für die rund fünf Kilometer lange Strecke durch den Schlossgarten, zwei Kilometer lang war damals der Prozessionszug. Und als der VfB Stuttgart 2007 Deutscher Meister wurde, zogen Tausende siegestrunkene Fans in der Gegenrichtung vom Neckarpark in die Innenstadt – allerdings auf der Straße.

 

Bei der Fußball-Europameisterschaft zwischen Mitte Juni und Mitte Juli ist wohl mit ähnlichen Wandertagen zu rechnen. Definitiv beschlossen ist noch nichts, aber nach Angaben der Polizei überlegen mehrere Fangruppen der in Stuttgart spielenden Mannschaften, zu Fuß zum Stadion zu ziehen. Fanwalk nennt sich das mittlerweile ganz modern. Und wird bereits vorab geplant, so gut es geht. Verkehr, Sicherheit, aber auch medizinische Betreuung sind Themen, denn die Fußmärsche dürften am Nachmittag stattfinden, was bei Hitze durchaus schlauchen kann.

Die Polizei wird versuchen, die Fanwalks so kontrolliert wie möglich zu begleiten – und vor allem unterschiedliche Fanszenen auseinanderzuhalten, falls beide am Spiel beteiligten Gruppen auf diese Idee kommen sollten. Dabei sind auch die jeweiligen Verbände und Fanorganisationen beteiligt.

Die Trennung beginnt schon beim Treffpunkt. „Die sogenannten Meeting Points sind vorab mit den jeweiligen Nationen besprochen und dann zugeteilt worden“, sagt die Polizeisprecherin Kara Starke. Vorgesehen sind bei allen Begegnungen der Schlossgarten für die eine und der Stadtgarten bei der Universität für die andere Fangruppe. Für die Fanwalks selbst werden die Strecken flexibel eingeteilt. „Es gibt mehrere Routen. Wir werden je nach Teilnehmerzahl schauen, welche geeignet sind“, so Starke. Infrage kommt zum Beispiel der Schlossgarten, aber nur, wenn die Gruppe nicht zu groß ist. Ansonsten steht auch die B 14, also die Cannstatter Straße, auf der Liste. „Man wird schauen, dass sich die Strecken nicht kreuzen“, sagt die Sprecherin. Falls das nicht vermieden werden kann, will man die Fangruppen zeitlich versetzt auf die Reise schicken, um Konfrontationen zu vermeiden.

Verschiedene Strecken möglich

Am Stadion wird es unterschiedliche Zugänge für die beteiligten Nationen geben. Für die beiden Hochrisikospiele Deutschland gegen Ungarn sowie Schottland gegen Ungarn sind noch weitere Sicherheitsmaßnahmen rund um die Arena geplant. Bei der Frage, welche genau das sind, lassen sich die Behörden noch nicht in die Karten schauen.

Hoffnung auf friedlichen Verlauf

Zwingen kann man letztendlich natürlich niemanden, sich an die vorgegebenen Treffpunkte und Routen zu halten. Aber in Stuttgart hofft man darauf, dass alles so friedlich verläuft wie bei den Niederländern 2006. Für die ging der Tag damals übrigens wunschgemäß zu Ende – mit einem 2:1-Sieg und einer feucht-fröhlichen Feier danach.