Mehr als 90 Prozent für Michael Theurer – mit diesem Votum kann der FDP-Landeschef die Partei gestärkt als Spitzenkandidat in den Bundestagswahlkampf führen, kommentiert StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Donaueschingen - Der Start in den Bundestagswahlkampf ist der Südwest-FDP schon mal gelungen. Anders als vor vier Jahren hat sie die Liste ihrer Kandidaten in einer konstruktiven Atmosphäre aufgestellt. Beim Parteitag in Donaueschingen gab es zwar Kampfkandidaturen, auch beflügelt durch die Kritik an den Kungeleien im Vorfeld, aber danach zeigte man sich wieder geschlossen. Ihrem Spitzenkandidaten Michael Theurer, der vom Europaparlament nach Berlin wechseln will, stärkten die Liberalen mit einem klaren Votum den Rücken. Zuvor hatte er sie mit einer Rede überzeugt, in der er geschickt die tiefe Verunsicherung vieler Wähler und deren daraus resultierende neue Unkalkulierbarkeit thematisierte.

 

Die auf den Folgeplätzen kandidierenden einstigen Bundestagsabgeordneten mussten zwar kämpfen, konnten sich aber letztlich jeweils gegen ein oder zwei Herausforderer durchsetzen. Zu Recht warf einer von ihnen die Frage auf, warum man ihn eigentlich „recyceln“ solle – und beantwortete das mit seiner persönlichen Fortentwicklung. Erst auf den weiteren Rängen folgen dann neue Gesichter. Ob die Mischung so stimmt, müssen nun die Wähler beurteilen. Nach ihrem Erstarken bei der Landtagswahl zeigt sich die Südwest-FDP zuversichtlich, auch bei der Bundestagswahl deutlich besser als 2013 abzuschneiden. Das muss sie im Immer-noch-Stammland auch, wenn die Liberalen bundesweit nicht wieder an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern sollen. Der Übermut vom letzten Mal ist immerhin einer realistischen Demut gewichen.